"Lehrerin mit sadistischen Zügen": Immer mehr Schüler melden sich

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Für Fälle wie für den in Währing gibt es einen Eskalationsplan. Das Bildungsressort will herausfinden, ob alles Nötige getan wurde.

Es hat teilweise ‚Schüler Gerber‘-Anmutung gehabt, Erniedrigungen waren schon an der Tagesordnung. Leuten wurde verboten, auf die Toilette zu gehen. Die Familien wurden reingezogen mit Aussagen wie ’hast Du das geerbt, dass Du so deppert bist“, sagte Theresa Vonach gegenüber „Wien heute“. Sie war Schülerin bei der Mathematiklehrerin in Wien-Währing, der vorgeworfen wird, Schüler jahrelang erniedrigt zu haben. 15 Schüler haben sich alleine am Mittwoch bei der Bildungsdirektion gemeldet.

Vonach und eine Klassenkollegin sprechen laut ORF von „sadistischen Zügen“ bei der Lehrerin: „Wenn Schülerinnen vor ihr gestanden sind und verzweifelt waren und geweint haben, weil sie einfach schon so viel gelernt haben, ist sie mit einem Lächeln gestanden und hat gemeint: Das ist so, das ist Dein eigenes Problem. Das geht mich nichts an.“

Die Lehrerin hat nun auch reagiert. „Die erhobenen Vorwürfe und Anschuldigungen sind allesamt unrichtig und werden mit Entschiedenheit zurückgewiesen“, hieß es in dem Schreiben ihres Anwalts. Sie seien bereits 2017 geprüft worden. Es gebe nun keine neuen Fakten. Ein Disziplinarverfahren ist laut ORF noch nicht eingeleitet worden. Aufgrund von fehlenden Beweisen, wie es heißt. 

Eskalationsplan für solche Fälle

Schüler, die sich wie im aktuellen Fall an einer Wiener AHS von einem Pädagogen systematisch bloßgestellt fühlen, können auf mehreren Ebenen Hilfe suchen. Der "Eskalationsplan" sieht dabei zuerst eine Lösung an der Schule vor. Gelingt das nicht, soll die Bildungsdirektion (früher Landesschulrat) eingeschaltet werden, heißt es aus dem Büro des Wiener Bildungsdirektors Heinrich Himmer.

Wird das Verhalten eines Lehrers oder einer Lehrerin als übergriffig erlebt, sollen Schüler bzw. Eltern wenn möglich zunächst einmal mit dem betreffenden Pädagogen selbst das Gespräch suchen. Wenn das nichts bringt, ist der Klassenvorstand der nächste Ansprechpartner. Wird auch dabei keine befriedigende Lösung gefunden, ist die Schulleitung die nächste Anlaufstelle. Daneben gibt es an manchen Schulen speziell ausgebildete Schüler-Mediatoren, die auch im Umgang mit solchen Themen geschult sind.

Prüfung durch Volksanwalt

Kann das Problem nicht an der Schule selbst gelöst werden und es gibt konkrete Vorwürfe gegen den Lehrer, können sich Schüler bzw. deren Eltern an die Bildungsdirektion wenden. Dort gibt es mehrere Stellen, die in Frage kommen: Man kann sein Anliegen dem zuständigen Schulaufsichtsbeamten melden, sich von Schuljuristen in einer Ombudsfunktion beraten lassen oder an die Schulpsychologie wenden.

Im aktuellen Fall einer Lehrerin an einem Gymnasium in Wien-Währing wehren sich Schüler und Eltern darüber hinaus noch mit anderen Mitteln: Nach Beschwerden hat die Volksanwaltschaft zu dieser Causa bereits zum zweiten Mal ein Prüfverfahren eingeleitet. Ergebnis der ersten Prüfung von 2017 war jedoch, dass die Behörde im Rahmen ihrer Möglichkeiten alle nötigen Maßnahmen gesetzt habe.

Bildungsressort schaltet sich ein

Inzwischen schaltet sich das Bildungsministerium in der Causa ein. Man werde sich auf dem kurzen Dienstweg informieren lassen, welche Schritte in der Sache bisher gesetzt wurden und hinterfragen. Damit will man im Ressort bis Mitte nächster Woche ein Bild bekommen, ob in der Sache alle notwendigen Maßnahmen gesetzt wurden.

>>> Zum Bericht auf Wien heute

(APA/red.)

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