Die Schweizer erzählen gern Österreicherwitze. Darin sind wir die Deppen. Das verletzt mich aber nicht. Die Schweizer haben nämlich keinen Humor.
Diese Woche findet die Buchmesse in Leipzig statt. Die eigentliche Buchmesse ist immer im Herbst in Frankfurt, die uneigentliche im Frühling in Leipzig. Dass es überhaupt zwei Buchmessen gibt, liegt daran, dass es einmal zwei Deutschland gegeben hat. Das ist auch schon wieder 30 Jahre her.
Alle Dreißigjährigen und vermutlich auch alle Vierzigjährigen können sich also gar nicht mehr aus eigener Erfahrung an die "Gänsefleischgrenze" erinnern. Mithilfe dieses Begriffs wurde der sächsische Dialekt seinerzeit verspottet, sprachen die Zöllner doch an der Grenze zu den Autofahrern: "Gänse vleisch den Kofferroum mal uffmache." Der deutsche Humor ist also nicht immer so dröge wie jener von Fasnachtansprachen samt Pinkel witzen. Humorlos sind bekanntlich immer die anderen.
Ein österreichischer Schriftsteller, der in meiner Gasse wohnt, erzählte folgende Geschichte: Nach einer Lesung in Österreich wurde er gefragt, ob denn die Deutschen seine Bücher überhaupt verstehen könnten. Wo die doch keinen Humor hätten. Tags darauf wurde er nach einer Lesung in München gefragt, ob denn die Norddeutschen seine Bücher verstehen könnten. Wo die Preußen doch keinen Humor hätten.
Eine ICE-Fahrt später kam die Lesung in Hamburg, und dort wurde er besorgt gefragt, ob es tatsächlich stimme, dass er demnächst eine Veranstaltung bei den Ossis hätte. Es sei nämlich so: Die Ossis hätten keinen Humor. Was ihm dann die Ossis erzählten, wer ihrer Meinung nach keinen Humor hat, weiß ich nicht. Vielleicht etwas über die Schweizer? Die Schweizer erzählen übrigens gern Österreicherwitze. Darin sind wir die Deppen. Das verletzt mich aber nicht. Die Schweizer haben nämlich keinen Humor.