Mit dem Protokoll verhandelt man nicht

Kim Jong Un.
Kim Jong Un.(c) REUTERS (KCNA)
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Von vergangenen Zeiten erzählen die reglementierten Abläufe etwa eines Staatsbesuchs. Aber auch mit dem Heute sind sie untrennbar verbunden.

Als „Haltegriff für den gesitteten Umgang mit Freunden“ bezeichnet Meinhard Rauchensteiner das, was als „Protokoll“ Staatsbesuche, Empfänge, Ehrungen regelt. Rauchensteiner, seit Jahren in der Präsidentschaftskanzlei tätig, wirft in seinem Buch „Das kleine ABC des Staatsbesuchs“ (Czernin Verlag, 2011) einen humorvollen Blick auf die reglementierten Abläufe und Eigentümlichkeiten, die in ihrer Penibilität teilweise nahezu neurotisch wirken.

Wo bleibt das Auto stehen, wer macht die Tür auf, und was passiert dann? Jeder Handgriff ist bei offiziellen Anlässen festgeschrieben, um den Akt selbst zur fließenden Angelegenheit zu machen. Ein gutes Protokoll dient der internen Organisation und wird nicht bemerkt. Sobald es sichtbar wird, dürfte etwas schiefgelaufen sein – wie etwa bei der Ankunft des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un jüngst an der chinesisch-vietnamesischen Grenze.

Allein und ungeschützt trat der Diktator aus dem gepanzerten Zug, ging auf sein Empfangskomitee zu, als sein verzweifelter Adlatus ihm über den roten Teppich nacheilte. Er hatte seinen vielleicht letzten Einsatz verpasst.

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