Gebrauchsanleitung für Chefinnen

„Ja, es gehört zur Chefin von heute, dass sie eine Art Geisterfahrerin auf den Autobahnen der Macht-Männer ist.“ Ursula Plassnik Österreichs Botschafterin in der Schweiz.
„Ja, es gehört zur Chefin von heute, dass sie eine Art Geisterfahrerin auf den Autobahnen der Macht-Männer ist.“ Ursula Plassnik Österreichs Botschafterin in der Schweiz.(c) Regina Hügli / picturedesk.com (Regina Hügli)
  • Drucken

Chefin ist man nicht einfach. Chefin wird man, findet Ursula Plassnik. Doch was braucht die hoffnungsvolle Topfrau? Ein paar Gedankenanstöße, die Mut machen sollen.

Allein unter lauter maus- bis feldgrau gestreiften Krawattenträgern. Weibliche Führungskräfte leben tagtäglich im Bewusstsein, einer Minderheit anzugehören. Wie fühlt sich eine Minderheit? Die ja absurderweise gar keine ist: Frauen sind die Bevölkerungsmehrheit in jedem einzelnen Land der Welt, sie erziehen 100 Prozent der Kinder (Mädchen und Buben), haben zunehmend ökonomische Macht (immerhin kontrollieren sie als „Finanzminister“ der Haushalte 75 Prozent der Ausgaben) und haben als echte oder potenzielle Wählermehrheit erhebliche politische Macht.

Was Frauen weltweit paradoxerweise verbindet, ist die Erfahrung des Nicht-ernst genommen-Werdens. Wie gibt's das? Eine Mehrheit der Bevölkerung wird viel zu oft unterbuttert oder abgewertet? Und traut sich selbst zu wenig zu? Die Lage wird allerdings von Tag zu Tag besser. In Österreich sind mittlerweile „selbstständige“ Frauen, gerade auch im unternehmerischen Sinn, längst keine Exotinnen mehr. In Kärnten wird heute jedes zweite Unternehmen von einer Frau gegründet. Ein Drittel aller Selbstständigen in Österreich sind Frauen, Tendenz steigend.

Chefin ist man nicht einfach, Chefin wird man. Meist ist es ein langer Weg, selbst als Erbtochter, siehe Maria Theresia. Sie hat sich übrigens als junge Frau sehr beklagt, dass sie als Mädchen nicht dasselbe Rüstzeug, sprich dieselbe Ausbildung, erhalten hatte wie vergleichbare junge Männer ihrer Zeit. Die Formel gilt übrigens auch für Männer: Kein Mann wird als Minister, CEO oder Regierungschef geboren. Nur gehen Männer erfahrungsgemäß mit diesem Thema sehr viel diskreter um als Frauen.

Wenn das Chef-Sein also erlernt werden kann, gibt es vielleicht typische „Frauenkrankheiten“ auf dem Weg zur erfolgreichen Führungskraft? Braucht die Topfrau eine andere Art der Ermutigung als der Topmann? Probieren wir also einige speziell für Spitzenfrauen geschneiderte Mutmacher-Gedankenanstöße aus:

Raus aus dem Fraueneck Sachthemen, die explizit mit dem Wort „Frau“ verbunden werden, sausen meist unter der Wahrnehmungsschranke männlich dominierter Rezeptionsstrukturen durch. Sie werden gern irgendwo zwischen Häkelverein und Hexensabbat verortet und häufig von männlichen Spamfiltern verschluckt. Dagegen hilft nur die Weigerung, im Fraueneck zu bleiben. Es gibt keine Frauenthemen, es geht um die Mitte der Gesellschaft und um gemeinsame Anliegen von Männern und Frauen. Um uns alle. Im 21. Jahrhundert sind weder Kinderbetreuungsplätze noch Gewalt gegen Frauen „Frauenthemen“. Frauen und Männer sind unterschiedlich, aber gleichwertig. Das klingt so selbstverständlich, dass es jedes Kind verstehen sollte. Trotzdem: Chefinnen tun gut daran, Differenz als Chance zu erklären und gemischte Teams als Bereicherung zu schildern.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.