Joe Kaeser: „Erfolg muss sich wieder lohnen“

Joe Kaeser: „Jeder hat eine Verpflichtung, sich selbst anzustrengen, statt bequem nach dem Staat zu rufen.“
Joe Kaeser: „Jeder hat eine Verpflichtung, sich selbst anzustrengen, statt bequem nach dem Staat zu rufen.“ (c) Axel Griesch / laif / picturedes (Axel Griesch)
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Joe Kaeser, Chef des Siemens-Konzerns, spricht über Macht, Politik, Verantwortung, Geld und Werte.

Ich habe Sie näher kennengelernt bei harten Inszenierungen der Salzburger Festspiele von als schwierig verschrienen Werken. Und ich hatte den Eindruck, dass es Ihnen gefällt, wenn Kunst anregt, ja, sogar aufregt. Die Festspiele wurden nach dem ersten Weltkrieg in durchaus politischer Absicht gegründet als erstes Friedensprojekt. Wie politisch darf oder wie politisch muss Kunst sein?

Joe Kaeser: Die Kunst und besonders das Theater waren schon immer einer der ersten und auch letzten Freiräume für politische Kritik. Deswegen ist es für mich ganz klar, dass Kunst politische Diskussionen anregen und die Politik durchaus auch aufregen sollte. Dies ist aber natürlich nicht ihre vordringliche Aufgabe.

Sie waren der erste Chef eines DAX-Konzerns, der sich gegen Rechtspopulismus und die AfD aussprach. „Lieber Kopftuch-Mädel statt Bund Deutscher Mädel“ sagten Sie in Richtung AfD-Politikerin Alice Weidel. Wie erlebten Sie die Reaktionen auf Ihren Tweet?

Natürlich war mir klar, dass das Aufmerksamkeit erregen würde – gerade in den sozialen Medien. Wenn man das selbst nicht erlebt hat, kann man sich allerdings nur schwerlich vorstellen, was da an Reaktionen auf einen niederprasselt. Was mich jedoch noch mehr überraschte als die Menge an Anfeindungen, war der breite Zuspruch.

Allianz-Konzernchef Oliver Bäte hat Ihre Aussage als „sehr mutig“ bezeichnet. Heißt das, dass die meisten Konzernchefs „sehr feige“ sind, weil sie schweigen?

Es muss letztlich jeder selbst wissen, zu welchen Themen er oder sie sich exponieren will. Wenn sie sich öffentlich äußern, kann das auch Nachteile haben und ist nicht ohne Risiken. Abgesehen davon hat man oft im eigenen Unternehmen an ganz anderer Stelle Ärger, und dann wendet sich so eine politische Äußerung schnell gegen einen selbst. Deshalb muss das jeder für sich abwägen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es Teil der Verantwortung von demokratischen Eliten ist, sich öffentlich gegen Hass, Intoleranz und Ausgrenzung zu Wort zu melden – gerade als Deutscher.

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