Palermos Bürgermeister: „Wie das Blutgesetz der Mafia“

Leoluca Orlando.
Leoluca Orlando.(c) Pierpaolo Scavuzzo / AGF / pictu (Pierpaolo Scavuzzo)
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Der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, über die Migrationsgesetze Matteo Salvinis, die Renaissance Palermos und warum Populisten nichts von Zeit verstehen.

Orlando Furioso, den rasenden Roland, nennt man den Bürgermeister von Palermo, wenn er wieder einmal wortgewaltig seinem Ärger Luft macht. Denn Leoluca Orlando ist bekannt dafür, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt: Jahrzehntelang bot er der sizilianischen Mafia die Stirn und riskierte deshalb sein Leben. Mit demselben Furor engagiert er sich heute für eine offene Einwanderungspolitik, er bricht demonstrativ mit den harten Migrationsgesetzen von Innenminister Matteo Salvini. Doch Orlando ist nicht nur Italiens rasender Ritter. Seine Stadt verwandelte er von der Mafia-Kapitale in Europas Kulturhauptstadt 2018. Und er ist mit dem Terrain, auf dem er seine „Kämpfe“ ausficht, bestens vertraut: Der 71-Jährige ist der längstdienende Politiker Italiens, im Lauf seiner Karriere engagierte er sich bei zahlreichen Parteien. Bürgermeister von Palermo war er fünf Mal, erstmals 1985.

Im Palazzo Pretorio, dem imposanten Rathaus von Palermo, kennt Orlando also auch die dunkelsten Winkel. Doch wie ein Politdinosaurier wirkt der Verfassungsjurist nicht. Politik ist für ihn immer noch eine Frage der starken Gefühle, das wird während des Gesprächs im majestätischen Bürgermeisterbüro oft deutlich: Orlando ärgert und freut sich, je nach Thema. Geht es etwa um das multikulturelle Palermo, springt er auf und führt einen stolz zum antiken goldenen Koran, der mitten im Büro aufgestellt ist: Das prächtige Buch ist ein Leihstück eines Sammlers, ein Dank für die Syrien-Hilfe. Dann wieder kramt Orlando Briefe von New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio („New York stands with your fight“) oder dem Papst hervor („Lieber Bruder Bürgermeister, ich bewundere Ihren mutigen Einsatz“). Zeilen, die ihn fröhlich stimmen: „Was kümmert mich da Salvini.“

Was hat sich in Palermo am stärksten verändert, seit Sie 1985 erstmals zum Bürgermeister gewählt wurden?

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