Drei Frauen und das Bauhaus

Susanne Gstettner, Angelika Gregoric und Tehilla Gitterle
Susanne Gstettner, Angelika Gregoric und Tehilla Gitterle
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100 Jahre Bauhaus: Mit Schmuck und Mode feiert der Wiener „Trisign“-Shop das Jubiläum mit. Mit dem Fokus auf die Rolle der Frau in der legendären Schule der Gestaltung.

Als hätte dieses Jubiläum nur auf diese drei Frauen gewartet: 100 Jahre Bauhaus wird in diesem Jahr gefeiert. Vor allem dort, wo es gegründet wurde, wo es sich nachhaltig verortet hat. Als Schule der Gestaltung. Als architektonisches Konzept. Als Wirkungsort bekannter Bauhaus-Lehrender und Bauhaus-Schüler. Und auch in Wien, in der Sonnenfelsgasse 1, ist bis Ende März eine 100 Jahr-Feier im Laufen. Wenn auch im kleineren räumlichen Rahmen. Den gestalterischen, den haben sich in ihrem „Trisign“-Shop drei Designerinnen schon vor einigen Jahren selbst abgesteckt: Angelika Gregoric, Tehilla Gitterle und Susanne Gstettner – sie zelebrieren längst, ganz ohne Jubiläum, die reduzierte Form, das grafisch klare Konzept, die deutlichen Farbstrukturen. Angelika Gregoric und Tehilla Gitterle im Mode- und Textilbereich. Gstettner in ihren Schmuckkollektionen.

„Das Geradlinige und Einfache des Bauhaus, das hat mir schon immer entsprochen“, erzählt Gstettner. Und wie sehr der gestalterisch-ästhetische Zugang der drei Frauen jenem entspricht, der im Bauhaus gepflegt und kultiviert wurde, das sieht man deutlich an den Stücken, die nun im „Trisign“-Shop ausgehängt und ausgestellt werden. Stücke aus ihren eigenen Kollektionen. Sowie jene von Designerinnen, die sich als Gastbeiträge geschmeidig in die Gestaltungshaltung des Shops und des Bauhaus einfügen. Dazwischen stehen Bücher auf den Regalen, ein Auswahl aus dem Katalog an Neuerscheinungen und Neuauflagen zum Thema Bauhaus. Auch geborgt aus der fein sortierten Buchhandlung Lia Wolf Cabinett nebenan. Dort wird sich auch ein weiteres wahrscheinlich einfügen aus dem Taschen Verlag, das bald erscheint: „Bauhausmädels. A Tribute to Pioneering Women Artists“. Was heute beinahe desavouierend klingen könnte - "Bauhausmädels", ging in Bauhaus-Tagen als Versprechen durch, den Frauen eine neue selbstbewusste Rolle in der Gestaltung und in der Gesellschaft zuerkennen zu wollen. Ein Versprechen allerdings, das bei weiten nicht gehalten wurde.

In jener Zeit, als Bauhaus schon als Marke funktionierte, die gestalterischen Erwartungen einer Avantgarde triggerte, sollten die „Bauhausmädels“ auch jene sein, die als selbstbewusste moderne Frauen einer Nachkriegsgeneration ernst genommen werden. In der Weimarer Verfassung des Deutschen Reichs waren zumindest die theoretischen Voraussetzungen schon niedergeschrieben worden, die Gleichheit von Männern und Frauen. In der Alltagsrealität war davon jedoch nach dem Ersten Weltkrieg noch  nicht viel zu spüren. Und in der Gestaltungswelt genausowenig. Zumindest war das Bauhaus mit ambitionierten Zielen angetreten. Doch sozialer und politischer Druck ließen viel davon auf dem kurzen Weg, den das Bauhaus als Schule der Gestaltung durch die Geschichte nahm, auch schon wieder bröckeln.

Die Rolle der Frau im Bauhaus

„Wir wollen bis Ende März besonderes Augenmerk auf die Frauen des Bauhaus legen. Uns hat auch immer die Geschichte der Frauen im Bauhaus interessiert“, erzählt Gstettner, „den Frauen wurde ein bestimmte Rolle versprochen, das war auch Teil eines expliziten Plans“. Doch irgendwann sind die Frauen des Bauhaus dann doch wieder aus ihrer zugewiesenen Rolle in die alten Schemata abgeglitten. „Obwohl von Gründer Walter Gropius zunächst absolute Gleichberechtigung unter den weiblichen und männlichen Studierenden proklamiert wurde“, erzählt Gregoric. Frauen wie Gunta Stölzl, Anni Albers, Dörte Helm oder Lou Scherper hatten keinen leichten Stand im Bauhaus. Bildhauerinnen, Architektinnen, Möbeldesignerinnen wollten viele sein. Aber in die Weberei und die Keramik-Abteilungen führte notgedrungen oft ihr Weg. „Alma Siedhoff-Buscher wurde etwa mit ihren buntlackierten reformpädagogisch inspirierten Spielzeug-Entwürfen bekannt. Aber schnell waren da die Männer auch eifersüchtig“, erzählt Gregoric. „Ganz toll war natürlich auch Marianne Brandt“ fügt sie hinzu. Bekannt geworden sind ihre Leuchten, Aschenbecher und Teekannen geworden.

Vom Bauhaus spannt sich eine gestalterische und inhaltliche Verbindung in die Haltung jener drei Frauen, die den Shop „Trisign“ in der Wiener Sonnenfelsgasse betreiben. Auch die Zusammenführung von Kunst und Handwerk leben sie in ihrem kreativen Schaffen. So wie es das Bauhaus propagiert hatte. Im Gegensatz zu vielen Bauhaus-Frauen, die ihre Rollen auf Druck wieder wechseln mussten, durften Gstettner, Gegoric und Gitterle im Laufe ihres Lebens schließlich in jene schlüpfen, die sie gestalterisch erfüllen. Susanne Gstettner etwa hatte Jus studiert, daneben auch Goldschmiedin gelernt, über Umwege war sie in die Kunst gestolpert, wie sie erzählt. „Aber ich wollte nie Edelsteine und Metall verarbeiten. Fasziniert haben mich eher andere Techniken“, erzählt Gstettner. Die Technik der feinen Glasperlen etwa, „eine alte Technik, die vor über 100 Jahren in Wien sehr beliebt war“. Man stößt in Wien noch heute auf die Schmuckstücke, besetzt mit den winzigen Perlchen, im Antiquitätenhandel etwa, oder in den Regalen und Displays im "Trisign"-Shop. „Wie ein ganz feines Mosaik wirken die Stücke, faszinierend“, sagt Gstettner.

Die Rolle als Gestalterin

„Irgendwann im Leben kommt der Moment, an dem man sagt: Jetzt macht man wirklich das, was man immer machen wollte“, sagt Gstettner. Sie selbst war schließlich doch noch angekommen, wo sie hinwollte: im Schmuckdesign. Auch kein leichter Weg dorthin.  „Man muss seiner Vision treu bleiben, seiner Passion, seine Bestimmung folgen“, erzählt Gregoric. Sie selbst war 2007 nach Wien gekommen. Die letzte Abzweigung in einer Zick-Zack-Lebenslinie. Diese führte sie auch nach Ulm, in die Kostümschneiderei eines Theaters etwa, oder auch zu einem eigenen Taschen-Label. "Anima" heißt es. Jetzt in Wien pflegt sie am liebsten den grafisch-reduzierten, farbkräftigen Ansatz, des sich in Textil ausdrückt und in Schnitten, die sie in den Shop in der Sonnenfelsgasse hängt.  Grafisch geprägt sind ihre Entwürfe.

Genauso wie jene der dritten Frau, die unter die Klammer von "Trisign" geschlüpft ist: T. Genau wie die Entüwrfe der dritten Frau von Trisign: Tehilla Gitterle. In Hernals hat sie ihr Modeatelier. Im ersten Bezirk hängen auch ihre Entwürfe, in klaren geometrischen Mustern, unter dem Namen "LiNUSCH". zusammengefunden haben die drei Frauen über eine typische Gesprächssituation, die so gern bei Ausstellungen entsteht. Drei Kreative treffen aufeinander, finden sich sympathisch, die Arbeiten des anderen toll. "Wir müssen unbedingt mal was zusammen machen", heißt es dann gern. Meist nicht mehr als ein Vernissagen-Stehsatz. In diesem Fall führte es zu "Trisign". Und einem Schwerpunkt zum Bauhaus und der Rolle der Frauen in der Gestaltung.

Noch bis zum 30. März in der Sonnenfelsgasse 1, 1010 Wien. 

www.trisign-vienna.com

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