Vor 20 Jahren begann das transatlantische Bündnis mit seinen Luftangriffen, um die Soldateska des Belgrader Autokraten Slobodan Milošević im Kosovo zu stoppen. Das Trauma wirkt in der serbischen Bevölkerung bis heute nach.
Belgrad. Von seinem ums Leben gekommenen Bruder sind Miroslav Medić nur einige Fotos geblieben. Ein eigenes Grab habe Sinisa nicht, seufzt der 54-jährige Serbe, während er in seiner Wohnung im Belgrader Stadtteil Kotež vom Kriegsschrecken berichtet, der vor 20 Jahren über seine Familie kam: „Die Gerichtsmediziner konnten in den Trümmern keinerlei identifizierbare Überreste finden, die wir hätten beerdigen können.“
32 Jahre jung war Sinisa, als am 23. April 1999 ein Bombenangriff der Nato auf Serbiens Staatssender RTS den TV-Techniker und 15 seiner Kollegen in der Nachtschicht aus dem Leben riss. „Warum“ prangt auf dem Gedenkstein für die 16 Todesopfer in Sichtweite der Ruine ihres einstigen Arbeitsplatzes. „Warum mussten sie sterben?“, fragt sich auch sein älterer Bruder traurig: „Und warum wurde nichts getan, um sie zu schützen – und zu retten.“