Siemens will mit China bei Kraftwerken ins Geschäft kommen

Siemens-Chef Joe Kaeser
Siemens-Chef Joe KaeserAFP (CHRISTOF STACHE)
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Siemens will seiner kriselnden Kraftwerkssparte durch eine weitreichenden Zusammenarbeit mit einem der staatlichen Versorger in China neue Geschäftschancen auf dem riesigen Markt eröffnen.

Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser habe mit dem Chef der State Power Investment Corp (SPIC), Qian Zhimin, ein "strategisches Partnerschaftsabkommen" unterzeichnet, teilte der Münchner Industriekonzern am Dienstag mit. Im Vordergrund steht das Geschäft mit großen Gasturbinen. Die SPIC-Tochter China United Heavy-Duty Gas Turbine Company (UGTC) will eine eigene Gasturbine für den heimischen Markt entwickeln, Siemens soll dabei technische Unterstützung geben und bekommt dafür Geld. Bis die chinesische Turbine marktreif ist, hofft der Konzern auf Aufträge für seine eigenen Gasturbinen, wie ein Sprecher sagte. Die ersten Prototypen aus chinesischer Produktion sollen 2023 fertig sein.

Die Zusammenarbeit mit SPIC, die auf einem Grundsatzabkommen von vorigem Sommer fußt, soll aber über die Gasturbinen hinausgehen. Geplant sind etwa Projekte zur Digitalisierung von Kraftwerken, bei Wasserstoff und beim Energiemanagement. SPIC ist einer der fünf größten Versorger in China und deckt mit einer Kapazität von 126 Gigawatt (GW) 7,5 Prozent der Stromproduktion des Landes ab. Dabei will China angesichts der Luftverschmutzung die Versorgung zunehmend von Kohle auf Gas umstellen.

 

Siemens hofft auf lange Partnerschaft

"Mit dieser Vereinbarung werden beide Parteien von dem zu erwartenden strukturellen Wachstum im chinesischen Stromerzeugungsmarkt profitieren", sagte Kaeser. "Das Ziel ist eine langfristige Partnerschaft über den Rahmen der heute angekündigten Vereinbarungen hinaus." SPIC will auch außerhalb Chinas Gaskraftwerke bauen.

China ist mit einem Anteil von 30 Prozent der größte Markt für große Gasturbinen geworden. Im Westen sind angesichts der Energiewende Gas- und Kohlekraftwerke immer weniger gefragt, worunter die großen Turbinen-Hersteller wie Siemens, GE und Mitsubishi Heavy Industries leiden.

Eine umfassende Lösung für die schrumpfende Gasturbinen-Sparte, in der Siemens bereits 6000 Stellen abgebaut hat, ist die Vereinbarung mit China aber wohl nicht. Ein chinesischer Partner für das weltweite Geschäft würde zumindest in den USA auf Missfallen der staatlichen Regulierer stoßen. Siemens-Chef Kaeser will Insidern zufolge bis zum Kapitalmarkttag am 8. Mai eine Lösung finden. Dazu seien die Gespräche mit der japanischen Mitsubishi Heavy Industries zuletzt wieder intensiviert worden, die vorher eingeschlafen waren. "Es ist aber noch nichts spruchreif", sagte einer der Insider. Kaeser sondiere noch in mehrere Richtungen.

Im Neugeschäft schreibt Siemens mit den großen Turbinen bereits Verluste, nur das lukrative Servicegeschäft verhindert insgesamt rote Zahlen. 2017/18 (per 30.9.) ist der Gewinn bei Power & Gas aber um drei Viertel auf 377 Millionen Euro eingebrochen, der Umsatz schrumpfte um 19 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro.

(APA/Reuters)


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