Müssen Wiens Traditionscafés umdenken, um nicht reine Touristencafés zu werden?

Peter Altenberg, Pappmachéfigur im Central zu sehen, hat seinen Kaffee angeblich einst schwarz getrunken
Peter Altenberg, Pappmachéfigur im Central zu sehen, hat seinen Kaffee angeblich einst schwarz getrunken(c) imago/viennaslide (www.viennaslide.com)
  • Drucken

Chia statt Cremeschnitte, Tofu statt Torte: Das Wiener Café Central stellt das Frühstück um – und setzt auf Bio, Veganes und Gesundes. Auch, um den Wiener Gästen wieder mehr zu bieten.

Wien. Einst war es eines der geistigen Zentren des Landes bzw. der Monarchie, heute ist es ein Touristenmagnet – und eine Art Prototyp eines Kaffeehauses, wie es Wien-Besucher suchen: elegante Herren als Ober, opulente Torten und Strudel, gut ausgeleuchtet in einer Vitrine zentral im Raum, und gleich hinter der Eingangstür, da, wo sich Gäste um einen Tisch anstellen, sitzt ein Kaffeehausliterat. Als Pappmachéfigur.

Der, Peter Altenberg, hat seinen Kaffee angeblich einst schwarz getrunken. Die, die heute kommen und sich mit seiner Figur fotografieren, bekommen diesen nun in den diversesten Varianten, auf Wunsch mit laktosefreier Milche oder koffeinfrei. Dazu gibt es Veganes, Glutenfreies, Biospeisen. Und nun stellt das Traditionscafé auch sein Frühstücksangebot um, der Bioanteil wird erhöht, neben Bioschinken und -Eiern gibt es Humus, Tofuaufstrich, Chia-Pudding. Serviert wird das neue Angebot, von Ernährungsexpertin Sasha Walleczek entwickelt und genau auf Bedürfnisse etwa von Veganern abgestimmt, auf neuem Porzellan.

Ein Kaffeehaus – ein seht gut laufendes, wie die Betreiber sagen und man ihnen angesichts stets besetzter Tische glaubt – erneuert seine Karte? Wo, wenn nicht in Wien, ist das Anlass für eine große Pressekonferenz im Arkadenhof des Cafés? Aber schließlich steckt dahinter mehr.

Seit das Central vor acht Jahren von der Verkehrsbüro-Gruppe übernommen wurde, habe es sich gut entwickelt, sagt Vorstandssprecher Martin Winkler. Mittlerweile werden mehr als 568.000 Personen im Jahr bewirtet, ein Plus von 62 Prozent. Der Anteil an Touristen ist auf rund 80 Prozent gewachsen, zu fast jeder Zeit stellen sich Gäste an, mittlerweile wurde ein eigener Mitarbeiter eingestellt, um den Andrang zu managen. „Das Central hat in den vergangenen zehn Jahren, was Touristenandrang betrifft, dem Sacher oder dem Demel den Rang abgelaufen“, sagt Berndt Querfeld, Innenstadt-Cafetier, und mit Café Landtmann, Museum oder Mozart ein Mitbewerber.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Themenbild: Third wave coffee
Österreich

Die Macht der jungen Baristas

Die wachsende Zahl an Baristas und heimischen Röstereien hat auch Einfluss auf traditionelle Wiener Kaffeehäuser.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.