Gazastreifen: In der Nacht wurde wieder angegriffen

Israel beschießt Ziele im Gazastreifen.
Israel beschießt Ziele im Gazastreifen.APA/AFP/SAID KHATIB
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Israel verlegt eine Infanterie-Brigade sowie ein Artillerie-Bataillon in den Süden des Landes. Die Luftwaffe attackierte Ziele im Gazastreifen, Raketen von dort flogen in Richtung Israel.

Bemühungen um eine neue Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas sind vorerst gescheitert. Nach neuen Angriffen militanter Palästinenser auf Israels Grenzgebiet attackierte die israelische Luftwaffe am Dienstagabend wieder Ziele in dem palästinensischen Gebiet am Mittelmeer. Israels Armee teilte mit, es seien mehrere Hamas-Einrichtungen getroffen worden.

Anschließend hätten in der nahen Küstenstadt Ashkelon Alarmsirenen geheult, teilte die Armee mit. Es sei erneut eine Rakete aus dem Gazastreifen abgefeuert worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde das Geschoß von Israels Raketenabwehr "Iron Dome" ("Eisenkuppel") abgefangen.

Nur zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Israel schaukelt sich der Konflikt mit der palästinensichen Hamas-Organisation damit weiter gefährlich hoch. Das israelische Fernsehen meldete, an der Gaza-Grenze stünden Panzerverbände der israelischen Armee bereit.

Militante Palästinenser feuerten bereits am Dienstagnachmittag erneut eine Rakete aus dem Gazastreifen Richtung Israel, wie die Armee mitteilte. Nach israelischen Medienberichten hatten militante Palästinenser außerdem trotz einer am Vorabend verkündeten Waffenruhe erneut Ballons mit Sprengsätzen nach Israel geschickt.

Truppen im Grenzgebiet verstärkt

Israel will wegen der Spannungen mit der Hamas weitere Truppen an den Rand des palästinensischen Gebiets schicken. Generalstabschef Aviv Kochavi habe beschlossen, eine weitere Infanterie-Brigade sowie ein Artillerie-Bataillon in den Süden Israels zu verlegen, teilte die Armee am Dienstag mit. Diese Entscheidung sei Ergebnis einer Beratung mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Netanjahu hat auch das Amt des Verteidigungsministers inne. Dieser hatte zuvor weitere Militäraktionen gegen die Hamas angedroht. Wegen der neuen Eskalation in Nahost hatte der Regierungschef seine USA-Reise verkürzt. Er landete am Dienstagmittag in Israel.

Israels Luftwaffe habe in den vergangenen 24 Stunden wichtige Hamas-Einrichtungen zerstört, sagte Netanjahu bei einer Video-Liveschaltung bei der Jahrestagung der israelisch-amerikanischen Lobbyorganisation Aipac in Washington. "Wir sind bereit, noch viel mehr zu tun. Wir werden tun, was zur Verteidigung unseres Volkes und unseres Staates notwendig ist."

Waffenruhe war kaum existent

Der Hamas-Sprecher Fawzi Barhum hatte am Montagabend eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe verkündet. Danach feuerten militante Palästinenser aber weiter Raketen ins israelische Grenzgebiet.

Israel reagierte mit den Luftangriffen auf einen Raketenangriff aus dem Gazastreifen, bei dem am Montag ein Haus nordöstlich von Tel Aviv zerstört worden war. Sieben Menschen erlitten Verletzungen, darunter Kleinkinder. Israels Armee machte die Hamas für den Angriff verantwortlich.

Israels Luftwaffe zerstörte daraufhin am Montag drei Gebäude der Hamas in Gaza, darunter das Büro des Hamas-Chefs Ismail Haniya. Insgesamt seien sieben Palästinenser verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit.

Nach Angaben von Marc Frings, Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah, fehlt der Hamas der Rückhalt in der Bevölkerung für eine weitere militärische Konfrontation mit Israel. "In der Vergangenheit konnte sie mittels Gewalt gegen Israel von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken und die Reihen hinter sich schließen", sagte Frings. "Das funktioniert nun nicht mehr."

(APA/dpa)

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