Kickl: Terrorzelle in Wien und Prag

 In diesem Simmeringer in der Pantucekgasse wohnte der Terror-Verdächtige.
In diesem Simmeringer in der Pantucekgasse wohnte der Terror-Verdächtige. Stanislav Kogiku
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Der 42-jährige in Wien lebende Iraker, der voriges Jahr zwei Anschläge auf deutsche Züge durchgeführt haben soll, war offenbar Mitglied einer Terrorzelle. Er sitzt inzwischen - wie seine ebenfalls festgenommene Frau - in U-Haft.

Bei einer zum Ermittlungsstand nach dem Christchurch-Attentat abgegebenen Erklärung sprach FPÖ-Innenminister Herbert Kickl am Donnerstag auch von dem mutmaßlichen Terroristen, der in Wien festgenommen wurde. Der 42-jährige Iraker dürfte demnach Teil einer Terrorzelle gewesen sein.

Kickl sagte, dass am Mittwoch in Prag zwei weitere mutmaßliche Terroristen festgenommen worden seien, mit denen der Iraker eine gemeinsame Zelle gebildet habe. Auch die tschechische Polizei bestätigte dies am Donnerstag. Der verdächtige Iraker selbst hat laut seinem Anwalt Wolfgang Blaschitz bereits erklärt, er habe alleine gehandelt. 

Zwei Ausländer, die im Zusammenhang mit den Anschlägen auf ICE-Züge in Deutschland stehen, seien am Mittwoch auf dem Prager Flughafen kurz nach ihrer Ankunft festgenommen worden, teilte die Polizeisprecherin Eva Kropacova am Donnerstag mit.

U-Haft verhängt

Die Festnahme sei auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) erfolgt, hieß es. Die tschechische Polizei sei nun dabei, die österreichischen Behörden zu kontaktieren. Über die Auslieferung des verhafteten Ausländer müsse ein Gericht entscheiden, erklärte Kropacova.

Das Landesgericht für Strafsachen Wien hat am Donnerstag die Untersuchungshaft über den Verdächtigen und seine am Mittwoch ebenfalls festgenommene Frau.

Spricht Verdächtiger Deutsch?

Indessen stellt sich die Frage, wie gut Deutsch der 42-Jährige spricht.  Laut Anwalt kann er nur ein paar Brocken. Und auch im Polizeiverhör wurde zuletzt ein Dolmetscher zugezogen. Möglich scheint nun aber, dass der Mann die Behörden narrt. 

Nachbarn aus dem Simmeringer Gemeindebau, in dem der Iraker zuletzt einige Monate mit Familie gelebt hat, berichten da anderes: Er habe sich rege mit ihnen unterhalten, stets gegrüßt – und zwar auf Deutsch.

Das bestätigt auch sein ehemaliger Arbeitgeber. Jene Security-Firma, bei der er im vergangenen Jahr für ein paar Monate tätig war und dort Ordnungsdienste vor Supermärkte und bei Fußballspielen verrichtet hat. "Ja, er hat Deutsch gesprochen und gar nicht mal so schlecht. Schon alleine deshalb, weil wir nur Mitarbeiter nehmen, die gut Deutsch sprechen", so eine Sprecherin zur "Presse". Das lässt sich auch mit Unterlagen belegen. Details dürfe sie aus Datenschutzgründen zwar nicht sagen: "Aber er hat einen staatlichen Deutschkurs auf einem höheren Niveau absolviert."

(m. s./cim/win/APA)

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