Mini-Jetlag

(c) Carolina Frank
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Bald soll es nur mehr eine Zeit geben. Sonnenzeit oder Sommerzeit. Klingt beides gut.

Übermorgen gibt es wieder eine Zeitumstellung. Wenn es nach dem EU-Kommissionspräsidenten geht, wird das eines der letzten Male gewesen sein, an denen wir uns fragen werden: Müssen wir die Uhren jetzt eine Stunde vorstellen oder zurückstellen? Denn bald soll es nur mehr eine Zeit geben. Sonnenzeit oder Sommerzeit. Klingt beides gut. Ich persönlich fürchte zwar die 28 Abstimmungsprozeduren. Wer weiß, ob sich das noch innerhalb der Lebensdauer unserer Sonne ausgeht. Wenn man mich fragt, bin ich auf jeden Fall für die Sommerzeit. Sicher, Mediziner und Schlafforscher warnen vor jeder Zeitumstellung. Herzinfarkte und Unfälle häuften sich, sagen sie. Die Kosten dafür sowie für die vielen Fehler durch Unaufmerksamkeit wolle man sich ja gar nicht ausrechnen! Schuld sei der durcheinandergekommene Melatonin-Haushalt. Es ist ein Mini-Jetlag. So, als würde man zum Beispiel nach Ternopil fliegen. Nur billiger und mit weniger Sicherheitskontrollen verbunden. Vom Arbeitnehmerinnen-Standpunkt aus wäre die Zeitumstellung immerhin ein Grund, wegen ­Migräne zuhause zu bleiben. Ich möchte natürlich niemanden auf Ideen bringen! Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Österreicher sowieso schon rund ein Drittel ihrer Lebensarbeitszeit im Krankenstand oder auf Reha verbringen. Endgültiges Umstellen auf die Sommerzeit würde uns eine Stunde Lebenszeit stehlen. Aber da fallen einem auch andere Dinge ein. Mit dem Chef im fünfunddreißigsten Kontrollmeeting sitzen zum Beispiel oder die Tinder-Abenteuer der anderen auf WhatsApp bewundern oder die Geburtstags­katzenvideos der Bürokolleginnen anschauen. Die Zeitumstellung hat wenigstens den Vorteil, dass der ­Zeitdiebstahl auf eine Stunde ­begrenzt ist.

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