Gerade hat Juan Amador für die Kreationen in seinem Wiener Restaurant den dritten Michelin-Stern bekommen. Das feiert er auch auf Instagram, die Ergebnisse seiner Küchenarbeit würde er dort aber nie zeigen. Teil neun der Stilkritik.
Wie gibt sich jemand auf Instagram, der in seinem Restaurant eher strenge Regeln für den Umgang mit Smartphones eingeführt hat? Juan Amador ist (wie viele Spitzengastronomen) kein Freund von Food-Pics und Selfies zwischen den einzelnen Gängen. Weshalb er die Gäste in seinem Wiener Restaurant Amador bittet, das er seit 2016 im Grinzinger Kellerensemble von Winzer Fritz Wieninger betreibt, keine Fotos von seinem Essen zu machen und das Smartphone einen Abend lang wegzulegen. Er denkt sogar über einen Handytresor für die Gäste nach. Das klingt sehr konsequent.
Schon weniger konsequent erscheint da auf den ersten Blick sein eigener Umgang mit sozialen Netzwerken. Der Spitzenkoch, der vergangene Woche seinen dritten Michelin-Stern holte (Stern eins und zwei gabs schon nach dem ersten Jahr in Wien) – und damit auch Wien erstmals ein Drei-Sterne-Haus beschert – hat natürlich einen eigenen Instagram-Account. Den braucht es heutzutage allein schon zu Vermarktungszwecken. Aber siehe da, der Mann ist dort sehr dezent, ein digital native ist er nicht (und offenbar auch niemand aus seinem Team). Das „Siegerfoto“ mit der Michelin-Trophäe teilte er dort natürlich mit seinen gut 15.000 Followern (was nicht rasend viele sind), sonst hält er sich erstaunlich an seine eigene Restaurant-Foto-Regel. Unter seinen Beiträgen finden sich kaum und wenn eher zu Beginn seiner Insta-Zeit ab seinem Umzug nach Wien 2016 Bilder von Speisen und dekorierten Tellern. Wenn Lebensmittel, dann postet er Bilder von Zutaten wie Trüffel oder frischen Fischen oder wie zuletzt knallpinken Macarons, wobei man nicht genau verstand, worauf die anspielen sollen.
Er reist viel, das kann man seinen Schnappschüssen hier entnehmen, aber auch in den Häusern seiner Kollegen fotografiert er hauptsächlich Interieur. Nie den Teller! Wenn er etwas aus dem Amador postet sind es Ansichten aus dem leeren Restaurant oder der vollen Küchen, also von ihm und seinem Team bei der Arbeit.
Juan Amador ist kein Mann vieler Worte. Seine liebsten Hashtags sind #amadorlovesyou und #amadorvienna. Er schreibt die Stichworte in seinen Posts (und mehr als Stichworte sind es nicht), meist auf Englisch oder Spanisch. Dazwischen schleicht sich manchmal PR-Material vom letzten Shooting, zum Beispiel für den Michelin Guide.
Fazit: Ein Account, der bemüht, aber nicht sonderlich inspiriert wirkt. Die Inspiration fließt bei Juan Amador wohl allein in seine Küche.
Wer ist das?
Juan Amador (*1968) wurde in Deutschland als Sohn katalanisch-andalusischer Eltern geboren und ist Spitzenkoch, der bereits mit 25 Jahren seinen ersten Michelin-Stern bekam. Seit 2016 kocht er im "Amador" in einem Grinzinger Kellerensemble des Winzers Fritz Wieninger. Im Jahr eins nach der Eröffnung erhielt er zwei Michelin-Sterne, vergangene Woche kam der dritte dazu.