Die junge Modeszene zitiert aus dem Ghetto und nun finden selbst Teenager alteingesessene Luxuslabels begehrenswert. Auch in Wien. Wie ein US-Rapper die Gucci-Gang erfand und warum der Hiphop die Modewelt so umfassend prägt, ist Teil der Erfolgsgeschichte des italienischen Labels Gucci.
„Irgendetwas von Gucci“ ist als sehnlichster Geburtstagswunsch eines Zwölfjährigen doch etwas überraschend. Bisher hat er sein Leben in Fußballtrikots verbracht. Die ersten sonnigen Frühlingstage bringen viel ans Licht. Was in den kalten Monaten nur verdeckt wucherte, ist nun, wo Menschen in Parks, Einkaufsstraßen, Schanigärten mehr von sich zeigen, unübersehbar: Gucci ist auf den Wiener Straßen angekommen und zwar auch auf jenen, die es billiger geben. Gucci ist aber auch in den Schulen angekommen, wo seit den fernen Tagen des Abercrombie-Hypes schon lange nicht mehr eine einzelne Marke so kollektives Begehren ausgelöst hat.
„Bratan, ich will Gucci tragen“, rappt der Deutsch-Ukrainer Capital Bra und wer sich als Teil der „Bras“ versteht, kennt jede Zeile seines Songs „Nur noch Gucci“ auswendig. „Bratan“ ist der russische Slang-Ausdruck für „Bruder, Kumpel“: Wer „Bra“ sagt, denkt auch das englische „bro“ für „brother“ mit, die Sprachen vermischen sich in Brüderlichkeit. Aus Versatzstücken wie diesen wird eine Zugehörigkeit gezimmert, zusammengehalten von Hiphop und Streetwear. „Gucci Pulli L“, eine einzige Hommage an die Lieblingsdesignermarke, wurde seit Jänner mehr als 9 Millionen Male aufgerufen, „Nur noch Gucci“ hat 46 Millionen Klicks.