E-Learning: Sprechen Sie schon online?

ELearning Sprechen schon online
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Fremdsprachen kann man nicht online lernen? Vielleicht doch: Webbasierte Sprachlernsysteme werden immer professioneller, die Nachfrage steigt.

E-Learning, M-Learning, Webinar, LMS, SCORM, virtuelles Klassenzimmer: der Begriffsdschungel webbasierter Lernformate mag mitunter abschreckende Wirkung haben. Zumindest in heimischen Personalabteilungen zeigt man sich Online-Sprachlernformaten gegenüber skeptisch. „Gerade Fremdsprachen lernt man am besten durch aktives Sprechen, wenn möglich im Rahmen eines Sprachaufenthaltes im Land selbst“, bestätigt Elisabeth Sekulin, Country Manager Österreich bei EF Sprachreisen, die vorherrschende Meinung. Die Nachfrage nach Online-Sprachtrainings sei in Österreich noch eher bescheiden.

Aktives Lernen

„Die Kursteilnehmer wollen in erster Linie ihre Hemmschwelle beim Sprechen überwinden. Konversation steht nach Grammatik und Fachvokabular ganz oben auf der Wunschliste.“ Und diese werde nach wie vor am liebsten mit einem realen Trainer, in der Firma oder im Sprachinstitut, praktiziert. Über die Einführung und Nutzung von E-Learning bei Fremdsprachentrainings denke man in vielen Unternehmen vorerst noch nach.

Tatsächlich haftet dem Begriff E-Learning ein Image von Starrheit, fehlender Interaktionsmöglichkeit und sogar Ineffizienz an. Eine Ursache für die mangelnde Akzeptanz von webbasierten Trainings sieht E-Learning-Experte David Guralnick von Kaleidoscope Learning in der mangelnden didaktischen Qualität der Kursinhalte. „Häufig werden Online-Trainingsprogrammen überholte didaktische Konzepte übergestülpt, die die Lernenden zu einem stupiden Durchklicken von Seite zu Seite zwingen.“ Hinzu kämen mitunter technische Probleme und lange Ladezeiten. „Eine Grundvoraussetzung ist, dass die Lernenden auch online aktiv involviert sind“, so Guralnick. „Zeitgemäße E-Learning-Lösungen bieten daher einen Mix aus strukturiertem Content zum Selbststudium, Simulationen und personalisierter Betreuung.“ Passives Konsumieren von Lerninhalten bringe wenig, so der Experte.

Online-Live-Unterricht

Während man sich hierzulande also nach wie vor am liebsten persönlich trifft und konversiert, erfreuen sich Live-Online-Coachings insbesondere bei Businesskunden in den USA und auch in europäischen Ländern immer größerer Beliebtheit. Man darf sich das so vorstellen: Mittels Headphones oder Webcams kommunizieren Lernende mit E-Tutoren, in der Gruppe oder auch einzeln. Dabei geht man gemeinsam Präsentationen durch, übt Gesprächssituationen, Aussprache und Fachvokabular oder kommuniziert über berufsbezogene Themen, nur eben online. Zusätzlich werden Kursinhalte wie Grammatik und Fachvokabular zum Selbststudium angeboten. „Vor allem international tätige Unternehmen mit zahlreichen Standorten profitieren von webbasierten Sprachlernplattformen“, erklärt Tanja Heinlein, Kommunikationsexpertin bei Digital Publishing, ein auf die Entwicklung innovativer Sprachlernprogramme spezialisiertes Unternehmen mit Hauptsitz in München. „Der große Vorteil einer Online-Sprachschule liegt darin, dass Mitarbeiter an verschiedenen Standorten in einem Online-Seminarraum gleichzeitig trainiert werden können, beziehungsweise unabhängig von Ort und Zeit ihre Sprachtrainings konsumieren.“ Das werde von den Lernenden auch genutzt, so Markus Schreiber, Teamleiter E-Learning des WIFI Wien. Dazu kommt eine große Eigeninitiative: „Rund 60 Prozent der Kurse werden außerhalb der Dienstzeiten belegt.“ Neben der Zeit- und Kostenersparnis fördert E-Learning den Austausch zwischen den unterschiedlichen Standorten. „Bei unserer Online-Sprachschule handelt es sich um eine globale Plattform für technologiegestützten Fremdsprachenunterricht in der betrieblichen und institutionellen Weiterbildung“, so Heinlein weiter. Die Lernenden absolvieren zu Beginn einen Einstufungstest und erhalten nach einem Online-Kick-off-Meeting regelmäßig Übungsaufgaben. „Ein Team von E-Tutoren betreut die Lernenden und erteilt personalisiertes Feedback.“ Bei den Trainern handelt es sich um Native Speakers. Nachgefragt werden hauptsächlich Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und Chinesisch.

Inhouse-Lernmanagement

Grundsätzlich sei das virtuelle Klassenzimmer jedoch eine äußerst effiziente Methode zur Verbesserung der Sprachkenntnisse und werde von Firmen, Hochschulen und Trainingsinstituten aufgrund der Zeit- und Kostenersparnis immer häufiger in Anspruch genommen. Die Trainingsresultate können im Lernmanagementsystem eines Unternehmens gespeichert werden. „So kann unter Wahrung des Datenschutzgesetzes geprüft werden, welche Kursinhalte konsumiert werden und wo Verbesserungsbedarf besteht“, erklärt Tanja Heinlein den Weiterentwicklungsprozess der Online-Lernformate. „Neben individuellen Lernergebnissen können somit auch Umfang und Qualität der Leistungen im begleitenden Online-Tutoring dokumentiert und bewertet werden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2010)

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