Ethikfonds steigen in Anlegergunst

Ökologische und soziale Investments seien inzwischen „ein etablierter Bestandteil der Fondslandschaft“, kommentiert RFU-Geschäftsführer Reinhard Friesenbichler die Zahlen.
Ökologische und soziale Investments seien inzwischen „ein etablierter Bestandteil der Fondslandschaft“, kommentiert RFU-Geschäftsführer Reinhard Friesenbichler die Zahlen.(c) APA/AFP/NELSON ALMEIDA
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Schon zehn Prozent des Geldes, das in heimischen Publikumsfonds steckt, wird nach ethischen bzw. ökologischen Kriterien verwaltet.

Wien. Beim breiteren Anlegerpublikum gelten Nachhaltigkeitsfonds immer noch als Nischenthema. Ihr Volumen wächst jedoch seit Jahren – unspektakulär, aber stetig. Bei den heimischen Publikumsfonds macht ihr Marktanteil inzwischen immerhin zehn Prozent aus. Das ergab eine Auswertung der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Unternehmensberatung RFU.

Demnach haben Österreichs Fondsgesellschaften per Ende 2018 insgesamt 8,2 Milliarden Euro in 90 nachhaltigen Publikumsfonds verwaltet (gemeint sind damit Fonds, die anhand von ethischen, ökologischen oder sozialen Kriterien investieren). Im Vergleich zu Ende 2017 ist das ein Zuwachs von rund 700 Millionen Euro. Und das, obwohl die Fondsbranche insgesamt leicht rückläufig war: Laut Zahlen der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) sanken die Assets der inländischen Publikumsfonds um 8,7 Prozent auf 82,2 Mrd. Euro.

Ökologische und soziale Investments seien inzwischen „ein etablierter Bestandteil der Fondslandschaft“, kommentiert RFU-Geschäftsführer Reinhard Friesenbichler die Zahlen. Nur noch sehr wenige Fondsgesellschaften lassen dieses Thema gänzlich links liegen: Bereits 15 der 17 heimischen Anbieter haben Nachhaltigkeitsfonds in ihrem Portfolio. Den größten Marktanteil (21,5 Prozent) hat aktuell die Raiffeisen KAG, die 1,764 Mrd. Euro in solchen Fonds verwaltet, vor der Erste Asset Management und der Security KAG.

Nicht nur für Idealisten

Aber welche Anleger stecken ihr Geld überhaupt in solche Kapitalanlagen? Zunächst einmal solche, die bestimmte ideelle Anliegen fördern oder einfach „mit gutem Gewissen“ investieren wollen. Aber auch immer mehr sicherheitsbewusste und sehr langfristig denkende Investoren haben das Thema im Blick. Denn Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, gelten als weniger krisenanfällig, schon allein durch das geringere Reputationsrisiko. Und tatsächlich haben sich solche Investments in schwierigen Börsenphasen bisher oft als stabiler erwiesen, sie stürzten dann weniger stark ab als der Gesamtmarkt. Zu beachten ist freilich, dass es hier nicht etwa um spezielle Öko-Aktien geht, sondern um Firmen verschiedener Branchen, deren Unternehmensführung bestimmten Nachhaltigkeitskriterien genügt (z.B. im Umgang mit Stakeholdern, der Umwelt etc.).

Was gleich zum wunden Punkt dieses Marktsegments führt: Für Nachhaltigkeit gibt es keine allgemeingültige Definition, und Anleger können diese Eigenschaft schwer überprüfen. Eine gewisse Orientierungshilfe bieten Gütesiegel: Laut der RFU-Auswertung tragen 53 der 90 Publikumsfonds das staatliche „Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte“, 24 Fonds haben, meist zusätzlich zum Umweltzeichen, das FNG-Siegel für nachhaltige Publikumsfonds. 66 Fonds halten sich zudem an bestimmte, von einem länderübergreifenden Fachverband festgelegte Transparenzvorgaben. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2019)

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