"Gott, Familie, Vaterland": Massendemo von Abtreibungsgegnern in Italien

Italiens Innenminister Matteo Salvini auf dem Kongress.
Italiens Innenminister Matteo Salvini auf dem Kongress.imago images / Italy Photo Press
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Zehntausende schwulenfeindliche Abtreibungsgegner demonstrierten in Italien zum Abschluss des ultrakonservativen "World Congress of Families". Italiens Innenminister Salvini unterstützt den Kongress, hält aber an Abtreibungsgesetz fest.

Zum Abschluss eines Treffens des ultrakonservativen World Congress of Families (WCF) sind am Sonntag in Verona zehntausende Unterstützer auf die Straße gegangen. Sie trugen Luftballons in Blau und Rosa und Transparente mit Aufschriften wie "Gott, Familie, Vaterland" und "Ja zum Leben, nein zur Abtreibung". Der WCF ist eine US-Organisation, die Homosexualität und Abtreibungen strikt ablehnt.

Die Teilnehmer des Marsches waren mit dem Zug oder dem Bus aus ganz Italien angereist. Manche Demonstranten trugen kleine Plastikfiguren bei sich, die einen Fötus im Alter von zehn Wochen darstellen sollten. Unter dem Motto "Abtreibung stoppt ein schlagendes Herz" waren sie zuvor bei der Konferenz verteilt worden. Zum Abschluss des dreitägigen Treffens erklärten die Organisatoren, die Familie sei eine "fundamentale Säule" der Gesellschaft und müsse bei politischen Entscheidungen stets im Mittelpunkt stehen.

Unterstützung von Salvini und Orban

Die Konferenz wird traditionell von Politikern am rechten Rand des Spektrums unterstützt. So hatte sie zuvor bereits mit Unterstützung von Ministerpräsident Viktor Orban in Ungarn stattgefunden. Zum 13. Jahrestreffen in Verona kamen zahlreiche rechtsgerichtete Politiker, darunter der italienische Innenminister und Vizeministerpräsident Matteo Salvini und zwei weitere Kabinettsmitglieder.

Als Hauptredner hatte Salvini, der zur rassistischen Lega gehört, am Samstag zwar die Definition einer Familie bekräftigt, zu der "ein Vater und eine Mutter" gehörten. Gleichzeitig lehnte er alle Vorschläge ab, Abtreibungen in Italien zu verbieten. "Das Gesetz 194 wird nicht angefasst", sagte er mit Bezug auf die Regelung aus dem Jahr 1978, die Abtreibungen erlaubt.

Abtreibungsgesetz bleibt

Weder zum Thema Abtreibung noch zum Thema Ehe gebe es etwas zu diskutieren, sagte Salvini weiter. "Jeder schläft mit wem er will, jeder isst zu Abend mit wem er will." Eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare sind in Italien seit 2016 möglich.

Der Chef der Fünf-Sterne-Bewegung und Vizeministerpräsident Luigi Di Maio hatte die Wertevorstellungen des World Congress of Families verurteilt. Sie gehörten größtenteils "ins Mittelalter", erklärte er. Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung ist der Koalitionspartner von Salvinis Lega.

Gegendemo:  "Über unsere Körper entscheiden wir selbst"

Am Samstag hatten ebenfalls in Verona zehntausende Menschen gegen den WCF und seine Haltung zur Abtreibung sowie zu Lesben und Schwulen protestiert. An dem bunten Protestzug durch das Stadtzentrum beteiligten sich auch Aktivisten aus Deutschland sowie Großbritannien, der Schweiz, Polen und Kroatien. Die Demonstranten sangen die Widerstandshymne "Bella Ciao" und hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie "Über unsere Körper und unsere Begierden entscheiden wir selbst". Die Demonstranten warfen den Teilnehmern am Kongress Heuchelei vor. Mehrere rechte Spitzenpolitiker, die das Event aktiv unterstützten, seien mehrmals geschieden, kritisierten sie.

Der World Congress of Families wurde 1997 gegründet. Seit 2012 hält er alljährlich eine Konferenz ab. Laut ihrer Website verfolgt die Organisation das Ziel, "die natürliche Familie als einzige grundlegende und dauerhafte Einheit der Gesellschaft zu bestätigen, feiern und verteidigen".

(APA)

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