Warum Sextoys immer tragbarer werden

So muss Sexspielzeug nicht mehr aussehen.
So muss Sexspielzeug nicht mehr aussehen. Reuters
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Dildos und Vibratoren positionieren sich als feministische Lifestyleprodukte und gelangen als Schmuck getarnt in die Öffentlichkeit.

"Sollte ich überraschend sterben, geh in meine Wohnung und räume die erste Schublade aus dem linken Nachtkästchen aus. Keine Fragen. Meine Mutter darf das nicht sehen. Danke." So kann der Letzte Wille in einer engen Freundschaft auch ausfallen. Ein aufgelegter Running Gag. Dahinter aber steht die eiserne Wahrheit des Sexspielzeugs: Sein Habitat ist geheim. Das liegt auch daran, dass die Dinger seltsam aussehen.

Bisher wurde Sexspielzeug (für Frauen) gern in den lustigsten Farben verkauft. Damit man sie auch bei geschlossener Jalousie gut finden kann? Möglich. Es gab vibrierende Enten für die Badewanne, hoppelnde Häschen fürs Bett, eine App mit Fernsteuerung für - ja, wen eigentlich. Und irgendwann kam die Frage auf: Ist das erotisch? Ist das zeitgemäß? Ist infantil gleich feminin? Soll Humor darüber hinweghelfen, dass weibliche Masturbation kein Thema ist, über das man spricht? Die Zeiten ändern sich.

Die geheimen Gefährten bekommen aktuell zwei Neuerungen: ein stilistisches Makeover und mehr Sichtbarkeit. Eine Reihe von Marken haben es sich zum Ziel gemacht, das Design ihrer erotischen Produkte und in weiterer Folge auch die Haltung der Gesellschaft zu ändern. Sextoys werden hochwertiger gestaltet, teilweise sogar als tragbare Accessoires neu positioniert und auf diese Weise wohl automatisch zum Gesprächsthema. Das folgende Spielzeug ist bereit für mehr Tageslicht:

Die aus Taiwan stammende und in Großbritannien arbeitende Künstlerin Wan Tsengan setzt sich mit ihrem Sextoy-Startup Wisp für die weibliche Lust ein. Bei ihrem "sinnlichen Spielzeug" aus u.a. Amethyst und Rosenquarz geht es nicht um den Orgasmus auf Knopfdruck. Tsengang will sanfte Erregung erzeugen. Die Ringe, Halsketten und Ohrringe stimulieren die erogenen Zonen, an denen sie sitzen und setzen dabei einen speziellen Duft frei. 

Crave wurde von der Industriedesignerin Ti Chang ins Leben gerufen, um den Vibrator neu zu erfinden. Das stilvolle Modell "Vesper" kann als Halskette getragen werden. Es wird aus Edelstahl gefertigt, ist in Silber, Gold oder Roségold (optional mit Gravur) erhältlich und hat vier Geschwindigkeiten und zwei Modi (pulsierend und konstant) - beide sollen flüsterleise sein.

Bijoux Indiscrets hat seinen Sitz in Spanien und ist die Idee von Mitbegründerin und Designerin Elsa Viegas. Das Motto der Marke lautet: "Sei ein Romantiker mit einem schmutzigen Verstand." Sie will Scham- und Schuldgefühle verbannen und gegen Produkte, die speziell auf weibliche Vergnügungszwecke abzielen, eintauschen. Klitorale und penetrante Vibratoren als Hals- und Körperketten, aber auch Bondage-Zubehör zählt zum Sortiment. Der stimulierende Schmuck ist meist für die Solo-Anwendung konzipiert, was die Vorstellung, dass Frauen für ihr eigenes sexuelles Vergnügen verantwortlich sind, stärken soll.

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