Was aus dem Muttermörder Orest wurde

Michael Pöhn
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An der Staatsoper ist eine Art Fortsetzung von Strauss' „Elektra“ zu erleben, "Orest" vom deutschen Komponisten Manfred Trojahn: In DJ- und Tussi-Kostümen leisten die Sänger ganze Arbeit.

Du sollst die Götter nicht versuchen, denn dann lassen sie dich im Stich oder zahlen es dir haushoch heim. Der Trojanische Krieg und seine Folgen zerstörten Familien, Dynastien und Individuen unzählbarer Generationen – seit der Antike ist das ein willkommenes Fressen für Theatermenschen, Dichter wie Komponisten. Manfred Trojahn setzte den Muttermörder Orest der Journalistenfrage aus „Was wurde eigentlich aus . . .?“. Wie torkelt der Rächer Agamemnons nun durch die Welt? Ist er geheilt, verdammt? Fällt ihm gar Besseres ein als die verrostete patriarchalische Ordnung?

Solche Themen versuchte Trojahn (Jahrgang 1949) mittels eines komplizierten Geflechts aus irdischem und göttlichem Personal, Textflächen (nach Euripides' Vorlage mit Nietzsche-Einsprengseln) und eher eindimensionalen als farbenreichen Tönen zu erörtern. Sechs Szenen in knapp achtzig nicht kurzweiligen Minuten frequentieren nun, kaum abendfüllend, das Staatsopernrepertoire – abwarten, wie lange sich „Orest“ als Einspringer für die geplante Novität von Krzysztof Penderecki dort halten kann.

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