Martin Rohla: Einer, der Ideen ins Leben hilft

Madeleine und Martin Rohla im Salon des Refugiums – wo einst der Mühlbach floss.
Madeleine und Martin Rohla im Salon des Refugiums – wo einst der Mühlbach floss. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Refugium Bergmühle ist der jüngste Neuzugang von Martin Rohla, das Restaurant Habibi & Hawara expandiert. Und der Investor hat noch viel vor.

Wer sich auf Google Maps verlässt, der riskiert, dass er ein- oder sogar zweimal an dem schwarzen Eisentor vorbeifährt, hinter dem sich das Ziel verbirgt: das Refugium Bergmühle, ein historisches Anwesen in Kronberg, eine halbe Stunde nördlich von Wien. Die Mühle – vor knapp 750 Jahren erstmals urkundlich erwähnt – ist der jüngste Neuzugang unter den Projekten von Martin Rohla – jedenfalls unter dem Titel Refugium.

Rund zehn Jahre lang war das 1400 Quadratmeter große Gebäude das Familiendomizil des Nachhaltigkeitsinvestors, seiner Frau, Madeleine Rohla-Strauss – Urenkelin des Komponisten –, und der drei Kinder. Jetzt, da die Großen aus dem Haus sind und die Familie meist wieder in der Stadt wohnt, vermieten sie es tageweise für Seminare und Klausuren, Yoga oder für kleinere Hochzeiten. „Ein bisschen abgekupfert von der Villa Antoinette am Semmering“, sagt Rohla im Salon, durch den einst der Mühlbach floss.

Einer breiten Masse ist der 56-Jährige spätestens seit seiner Funktion als Investor bei der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ ein Begriff. Abgesehen davon dürften viele bereits über Projekte gestolpert sein, in denen Rohla seine Hände hat oder hatte: von der St. Charles Apotheke in Mariahilf über die Stadtflucht Bergmühle neben dem Refugium in Kronberg und das Flüchtlingsrestaurant Habibi & Hawara bis hin zur Weitsicht Cobenzl.

„Durch Jux und Tollerei“, sagt er, wenn man ihn fragt, wie es kam – und während alle paar Minuten sein Handy blinkt. Nach Jusstudium und Praktikum bei einer Bank in New York „habe ich mir geschworen, dass ich nie in einem großen Unternehmen angestellt sein will“. Mit Mitte 20 gründet er sein erstes Unternehmen: den Textilhandel Tiffany & Tomato. „Zwei, drei Jahre ist das bombig gegangen, dann haben wir Umsatz mit Gewinn verwechselt“, sagt er. „Und du warst für Mode definitiv die falsche Besetzung“, sagt seine Frau.

Plan B ist oft besser als Plan A

Über die Pharmabranche, Immobilien und EDV geht es denn nach und nach in die Richtung, die bis heute viele seiner Projekte ausmacht: Nachhaltigkeit, kombiniert mit einem gewissen Lifestyle. Wie oft funktioniert das – wie oft scheitert es? „Wenn du als Investor so spinnerte Projekte förderst wie ich, rechnest du damit, dass acht von zehn schiefgehen“, sagt Rohla. Die eigenen Ideen hätten freilich meist gut funktioniert. Eine Ausnahme ist der Gemüseanbau. Was aber wiederum andere erfolgreiche Projekte angestoßen hat.

Als die Rohlas vor gut zehn Jahren die Mühle in Kronberg plus Ackerland kauften, war eine Biolandwirtschaft geplant. „Ich bin am Karmelitermarkt gestanden und habe Kartoffeln verkauft“, sagt Madeleine Rohla. Das Selbstanbauen ging nicht ganz auf („Da kann man nur Erfolg haben, wenn man 20 Stunden am Tag selber hackelt“) – und mit Tobias Moretti entstand die Idee der Stadtflucht Bergmühle: einer Art Agriturismo, bei dem die Produkte, die heute auf dem nicht verpachteten Teil angebaut werden, gleich verkocht werden. Die Location, die mit einem Mitgliedersystem funktioniert, ist bei Städtern beliebt. Und wer dort hip heiraten will, ruft lieber früh an. „Wir sind bald draufgekommen, dass Plan B oder C oft besser ist als Plan A“, sagt Rohla.

Aus Visionen Handfestes machen

Aus einer Einladung für Flüchtlinge in die Stadtflucht wurde das Restaurant Habibi & Hawara in der Wipplingerstraße, das Flüchtlinge gemeinsam mit Nichtflüchtlingen betreiben. Im September eröffnet im Nordbahnviertel ein zweites Lokal, für das morgen, Mittwoch, ein Crowdfunding startet, eventuell gibt es sogar bald ein Take-away. Parallel dazu läuft ein Großprojekt: die Weitsicht Cobenzl, bei der das zuletzt etwas verwahrloste Schloss zur Eventlocation umgestaltet wird. „Das wird ein großartiges Ding“, sagt Rohla. Und auch sonst habe er „vieles“ vor.

Noch einmal, was treibt ihn an? „Das frage ich mich auch manchmal“, sagt seine Frau scherzhaft. „Der Spaß daran, schönen Ideen ins Leben zu helfen“, sagt er. „Das ist wohl das, was ich gut kann: aus einer Vision was Handfestes machen.“ Wobei er manchmal vermisst, dass die Menschen einfach Dinge anfangen, die ihnen Spaß machen. „Die Menschen tun viel zu wenig Absichtsloses heutzutage.“

Das Refugium Bergmühle fällt ein bisschen in diese Kategorie: Wirklich geplant sei nicht gewesen, dass das ein Geschäftsmodell werde. „Das hat sich ergeben.“ Bald wird es wahrscheinlich auch Google Maps entdecken.

Zur Person

Martin Rohla (56) ist Gründer der Goodshares GmbH, mit der er nachhaltige Projekte unterstützt bzw. initiiert. Das Flüchtlingsrestaurant Habibi & Hawara expandiert im September ins Nordbahnviertel, am 3. April startet das Crowdfunding unter greenrocket.com/habibi. Nun vermieten die Rohlas auch das Refugium Bergmühle, etwa für Seminare oder Klausuren. Die 1400 Quadratmeter große ehemalige Mühle mit Badeteich und Reitanlage liegt neben der Stadtflucht Bergmühle in Kronberg. Infos dazu auf refugiumbergmuehle.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2019)

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