Ranking: Saudi Aramco führt Apple & Co. vor

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Kein Unternehmen der Welt hat 2018 mehr verdient als der saudische Ölkonzern. Dass er überhaupt Einblick in seine Bilanzen gab, hat einen kuriosen Hintergrund: Er braucht Geld.

Wien. Im Wettrennen um den höchsten Firmengewinn des Jahres 2018 hat der saudische Ölkonzern Saudi Aramco nicht nur die Nase vorn. Er führt die anderen Giganten der Welt nachgerade vor.

Konkret blieben dem global größten Ölkonzern unter dem Strich 111,1 Milliarden Dollar (99 Milliarden Euro), wie Moody's Investors Service im Vorfeld des Debüts von Saudi Aramco auf dem internationalen Anleihenmarkt laut Bloomberg eruierte. Zur Einordnung: Österreichs Wirtschaftsleistung 2019 liegt bei 400 Mrd. Euro – also nur viermal so hoch.

Moody's seinerseits vergleicht Saudi Aramcos Gewinn mit dem Überschuss anderer globaler Giganten wie Apple oder Google. Dabei zeigt sich, dass Apple (59,5 Mrd. Dollar), der Google-Mutterkonzern Alphabet (30,7 Mrd. Dollar) und der größte US-Ölkonzern, Exxon Mobil (20,8 Mrd. Dollar), gemeinsam nicht mehr verdienten als der saudische Marktführer in der globalen Ölbranche.

Mangelnde Rentabilität

Das heißt freilich nicht, dass Saudi Aramco auch besonders rentabel oder kreditwürdig ist. Der Einfluss des Königreichs auf den staatlichen Ölproduzenten durch hohe Steuern belastet die entsprechenden Kennzahlen sehr wohl. Andere Konzerne aus der Peer-Group wie die britisch-niederländische Royal Dutch Shell würden mehr Cash je gefördertem Barrel Öl generieren, schreibt Bloomberg. Dies sei auch der Grund dafür, dass Saudi Aramco kein höheres Rating von den Agenturen erhalte. Moody's verlieh gleich wie Fitch das fünfthöchste Investment-Grade-Rating.

Geld für die Fusion

Saudi Aramco gilt als sehr verschlossen und gewährte nun erstmals seit seiner Verstaatlichung in den 1970er-Jahren einen Blick in die Bilanzen. Hintergrund ist, dass sich Saudi Aramco auf die Aufnahme von Geld auf dem Kapitalmarkt vorbereitet, um die Übernahme eines 70-Prozent-Anteils am saudiarabischen Petrochemiekonzern Sabic zu stemmen. Diese Fusion der beiden größten Unternehmen des Königreichs kostet Saudi Aramco 69,1 Mrd. Dollar.

Ursprünglich hätte das Geld dafür aus einem Börsengang kommen sollen. Dieser, für 2018 vorgesehen, wurde allerdings auf 2021 verschoben. Das Unternehmen hatte nämlich eine Bewertung von zwei Billionen Dollar auf dem Markt angestrebt – eine Einschätzung, die Investoren nicht teilten. Umso wichtiger sind die jetzigen Einblicke der Ratingagenturen in die Bilanz, da sie Investoren zum ersten Mal die Möglichkeit bieten, den Konzernwert abzuschätzen.

Dividenden für die Reformen

Saudi Aramco muss einen Großteil seines Gewinns an die saudiarabische Staatsführung abliefern. Konkret überwies er ihr im Vorjahr Dividenden in der Höhe von 58,2 Mrd. Dollar, schreibt Moody's. Kronprinz Mohammed bin Salman will mit dem Geld sein ehrgeiziges Reformprogramm Vision 2030 vorantreiben, mit dem das ölreiche Königreich sich wirtschaftlich breiter aufstellen will.

Das Reformprogramm war initiiert worden, nachdem der Ölpreis ab Mitte 2014 drastisch von zuvor über 115 Dollar je Barrel auf zwischenzeitlich unter 30 Dollar abgestürzt war. Für den Absturz war Saudiarabien selbst wesentlich verantwortlich, weil es den Markt mit Öl geflutet hatte, um die neue US-Konkurrenz zu bremsen. Die USA haben Saudiarabien dennoch als weltweit größten Produzenten überholt. Inzwischen hat Saudiarabien mit der Opec und großen Förderstaaten wie Russland den Preis mittels Produktionsdrosselungen stabilisiert. Aktuell kostet ein Barrel der Sorte Brent wieder über 68 Dollar. (Bloomberg/est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2019)

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