Biomasse bringt Ökostrom-Fleckerlteppich

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Die Förderung für 47 Biomasse-Kraftwerke mittels Landesgesetzen sorgt in den betroffenen Bundesländern für höhere Ökostrom-Beiträge, sagt die E-Control. 2018 stiegen die Stromkosten bereits um bis zu 47 Prozent an.

Wien. Vergangene Woche hat die Regierung den wochenlangen Streit um die weitere Förderung von 47 Biomasse-Kraftwerken beendet. Sie hat ein Biomasse-Grundgesetz beschlossen, in den Bundesländern müssen nun jeweilige Ausführungsgesetze beschlossen werden. Dann können die von der Insolvenz bedrohten Kraftwerke wie geplant für weitere drei Jahre mit in Summe 150 Mio. Euro gefördert werden. Das ursprüngliche Gesetz wurde von der SPÖ im Bundesrat zu Fall gebracht.

Bedenken einzelner Bundesländer, dass dies nun zu unterschiedlichen Ökostrombeiträgen für die Stromkunden führen würde, wurden von der zuständigen Ministerin, Elisabeth Köstinger (ÖVP), noch zur Seite gewischt. Doch genau das werde der Fall sein, erklärte der Stromregulator E-Control am Montag bei der Präsentation seines Tätigkeitsberichts. „Aufgrund der Landesgesetze wird es zu unterschiedlichen Zuschlägen in den einzelnen Bundesländern kommen“, so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Hauptbetroffen werden dabei die Stromkunden in Niederösterreich, der Steiermark und Oberösterreich sein, da dort die meisten der Biomassekraftwerke stehen. Aber auch in Wien gibt es mit dem Kraftwerk Simmering eine Anlage.

80 Euro pro Jahr für Ökostrom

Wie hoch der zusätzliche Förderbeitrag schlussendlich ausfallen wird, könne noch nicht gesagt werden. Es dürfte sich jedoch um einen Betrag von unter zehn Euro je Haushalt und Jahr handeln. Derzeit bezahlen die heimischen Stromkunden jährlich 80 Euro je Haushalt für die Förderung von Ökostrom.

Die zusätzliche Grünstrom-Förderung kommt zu einer Zeit, in der die Verbraucher ohnehin mit steigenden Energiepreisen konfrontiert sind. So gab es laut E-Control im vergangenen Jahr und in den ersten drei Monaten 2019 bei insgesamt über 60 Versorgern eine Erhöhung des Strompreises. Die Anstiege lagen dabei in einer Bandbreite zwischen sieben und 47 Prozent, so der Stromregulator.

Für die Erhöhungen gebe es mehrere Gründe, heißt es weiter. Einerseits gab es eine Verteuerung bei fossilen Brennstoffen wie Gas und Kohle sowie bei CO2-Zertifikaten. Andererseits machte sich auch die Trennung der deutsch-österreichischen Preiszone bemerkbar. Für einen durchschnittlichen Haushalt habe sich die Stromrechnung um zehn bis 60 Euro erhöht.

Dass der Anstieg unter dem Strich nicht so stark ausfällt, hängt damit zusammen, dass der Energiepreis nur ein Drittel der Stromrechnung ausmacht. Der Rest entfällt auf Netzgebühren und Steuern. Zudem führen steigende Energiepreise zu geringeren Ökostrombeiträgen, weil der Abstand zwischen Marktwert und Produktionskosten beim grünen Strom geringer wird.

Bis zu 205 Euro Ersparnis

Dennoch empfiehlt die E-Control weiterhin, regelmäßig den Wechsel zu einem günstigeren Stromanbieter zu prüfen. Derzeit könne sich ein Durchschnittshaushalt damit bis zu 205 Euro im Jahr sparen. Laut einer Umfrage aus diesem März haben 60 Prozent der heimischen Konsumenten jedoch auch fast 20 Jahre nach der Liberalisierung des Strommarkts ihren Stromanbieter noch nie gewechselt. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2019)

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