„Sollen die Juden wieder an allem schuld sein?“

Wurde im Dezember 1943 ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie im sogenannten Mädchenorchester Cello spielte: Anita Lasker-Wallfisch.
Wurde im Dezember 1943 ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie im sogenannten Mädchenorchester Cello spielte: Anita Lasker-Wallfisch.(c) Dmitrij Leltschuk / laif / pictu (Dmitrij Leltschuk)
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Das Cello rettete Anita Lasker-Wallfisch im KZ Auschwitz das Leben. Zur Erinnerung an die Leiterin des Mädchenorchesters kommt die 93-Jährige nach Wien.

London. Im Garten von Anita Lasker-Wallfisch steht eine mächtige Birke. „Die habe ich vor 45 Jahren gepflanzt, da war sie ein kleiner Setzling“, erzählt die 93-Jährige bei einem Besuch der „Presse“ in ihrem Haus in Nordlondon. Die Wände schmücken Urkunden wie die Verleihung des Ritterordens durch Queen Elizabeth oder Fotos von Gesprächen mit Prinz Charles. Wurzeln hat offenbar nicht nur die Birke geschlagen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Anita Lasker 1946 nach Großbritannien gekommen. Hier gehörte sie zu den Mitbegründern des renommierten English Chamber Orchestra, heiratete den Pianisten Peter Wallfisch, mit dem sie zwei Kinder hatte, die ebenfalls Musiker wurden und deren Kinder wiederum Musiker sind. „Die Musik ist es, die den Menschen aus den tiefsten Abgründen in höchste Sphären führen kann, die unantastbar sind“, sagt sie.

Die Musik war es auch, die ihr das Leben gerettet hat. Geboren im niederschlesischen Breslau (heute: Wrocław) 1925 und aufgewachsen in einer gutbürgerlichen Familie war die Machtergreifung der Nazi der Wendepunkt ihres Schicksals: „Wir hatten ein völlig normales Leben geführt.“ Nach dem Novemberpogrom 1938, das die Familie in Berlin erlebt hatte, bemühte sich der Vater „verzweifelt, uns hinauszubringen“. Vergeblich. Die Spur der Eltern verliert sich 1942 nahe der Stadt Lublin.

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