Commerzbank-Verkauf brächte dem deutschen Staat hohen Verlust

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Deutsche Bank und Commerzbank loten derzeit Möglichkeiten für eine Fusion aus. Damit der Staat sein Engagement bei der Commerzbank ohne Verluste beenden könnte, wäre ein Aktienpreis von etwa 26 Euro je Aktie nötig.

Sollte sich der deutsche Staat im Zuge einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank komplett von seinem Anteil an der Commerzbank trennen, würde das Milliarden an Steuergeld kosten. Das geht aus Antworten der deutschen Regierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen.

Demnach wäre ein Preis von etwa 26 Euro je Aktie nötig, damit der Staat sein Engagement ohne Verluste beenden könnte. Die Commerzbank-Aktie notiert derzeit aber nur bei etwas über 7 Euro. Bei einem Komplettausstieg des deutschen Bundes würden sich die Verluste demnach auf mindestens 3,7 Milliarden Euro belaufen.

"Wenn die nächste große Krise kommt, könnte die Deutsche Bank ein weiteres Milliardengrab für den deutschen Steuerzahler werden", sagte Grünen-Politikerin Lisa Paus am Mittwoch zu Reuters. "Jetzt aber einfach eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank voranzutreiben, ist falsch."

Der deutsche Staat war in der Finanzkrise vor zehn Jahren bei der zweitgrößten deutschen Privatbank eingestiegen. Bisher hat die deutsche Regierung nicht erkennen lassen, ob sie an ihrem Commerzbank-Anteil weiter festhalten will - und damit auch an einem fusionierten Institut beteiligt wäre. In ihren Antworten zur Kleinen Anfrage der Grünen lässt die deutsche Regierung dies offen. Die deutsche Regierung "beteiligt sich nicht an Spekulationen in Bezug auf mögliche Konsequenzen und hypothetische Fragestellungen im Anschluss an die Entscheidung der beiden Unternehmen", heißt es darin auf die konkrete Frage der Grünen.

Derzeit ist der Bundesanteil in Höhe von 15,6 Prozent rund 1,4 Milliarden Euro wert. Die Aktien liegen beim sogenannten Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS). Der Staat hatte sich in der Finanzkrise zunächst mit 25 Prozent und einer Aktie an der Commerzbank beteiligt, diesen Anteil dann aber schrittweise reduziert. "Es wäre ein Preis von circa 26 Euro je Aktie notwendig, um die Stabilisierungsmaßnahme des FMS grundsätzlich verlustfrei zu beenden", heißt es in dem von Finanz-Staatssekretärin Bettina Hagedorn unterzeichneten Schreiben.

Deutsche Bank und Commerzbank loten derzeit in "ergebnisoffenen" Gesprächen Möglichkeiten für eine Fusion aus. Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" will der Commerzbank-Vorstand auf seiner nächsten turnusmäßigen Sitzung am kommenden Dienstag (9. April) darüber entscheiden, ob er die Gespräche mit der Deutschen Bank intensivieren oder aber abbrechen will. Commerzbank und Deutsche Bank wollten den Bericht nicht kommentieren. Auch der Vorstand der Deutschen Bank kommt am 9. April zu einer regulären Sitzung zusammen. Bisher hieß es, eine Entscheidung über den Zusammenschluss könne bis Ende April fallen.

(APA/Reuters)

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