"Design Dream" auf ProSieben Austria: Ikea geht jetzt auf Sendung

Thomas Feichtner, Marina Hörmanseder und Ikea Chef-Designer Erik-Jan Middelhoven
Thomas Feichtner, Marina Hörmanseder und Ikea Chef-Designer Erik-Jan MiddelhovenManuelt Tauber-Romieri
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Ein neues TV-Format auf ProSieben Austria reduziert den Design-Begriff auf die Welt eines schwedischen Möbelhauses.

Jeder macht das, was er am besten kann. Das war doch mal so. Inzwischen macht jeder alles. Und was er will. Danke, Pippi Langstrumpf. Denn das Internet sagt: Du kannst das, du schaffst das. Fotografieren, Kochen, Rasenmäher reparieren. Ganz egal. Papierschiffchen bauen, ja! Und noch viel größere Projekte. Sich's selber gemütlich machen zum Beispiel. Einrichten quasi, ja! Vielen Dank nochmal dafür, Ikea. Gern lassen wir uns sagen, wie's geht. Aber nicht so gern, was wir tun sollen. Zumindest spüren wir nicht so gern, dass es uns gerade eh jemand sagt.

Ikea ist ja auch so eine Instanz. Wohn' wie du willst, aber wohn' bitte so, wie wir es dir sagen. Und dafür hat sich das Möbelhaus ein eigenes TV-Format als Sprachrohr gebastelt. Vielleicht sogar mit Internet-Selbstbau-Anleitung, wer weiß. Könnte sein, denn die Bausteine der Sendung „Design Dream. Ein Raum wird wahr“, noch vier mal jeweils Mittwoch um 21.15 Uhr auf ProSieben Austria, wirken zusammengeklaubt aus den unterschiedlichsten Vorlagen. Aus Model-Castings-Shows genauso wie aus dem Genre „Zuhause im Glück“-Rührseligkeit. Nur dass hier die Gestalter am meisten rühren. Im Auftrag der Redakteure im Klischee-Topf vor allem. Jedenfalls wird jetzt um die Wette eingerichtet. Nicht der schnellste gewinnt, der beste halt. Designer als Problemlöser. Doch hier hat nicht der Planet ein Problem, sondern Stefan. Und noch dazu, hihi, „im Schlafzimmer“. Natürlich „mit dem Schlafzimmer“, korrigiert die Jurorin, Modedesignerin Marina Hörmanseder.

Teilnehmer am besten entworfen


Wenn die Protagonisten der Sendung einmarschieren in Zeitlupe mit dramatischer Musik, weiß man: Die Entdeckung Amerikas ist nur Sekunden entfernt. Doch die Dramatik ist gerechtfertigt: Denn am besten gestaltet und entworfen in dieser Sendung sind die Protagonisten selbst. Einer davon: der Ottakringer Schmähbruder. Peckerl, selbstdeklarierter Raunzer, schwitzt und redet immer ein bisschen mehr als die anderen fünf. Thomas, der „als Designer auch gern upcyceln tut“, lässt nicht nur gerne Räume wirken. Sondern auch sich selbst. Er sei Influencer, sagt er. Der allen anderen übers Internet ausrichtet, wie sie wohnen sollen und dabei glauben, dass sie das immer schon so wollten.

Alle – Achtung, Anführungszeichen - „Interior Designer“ sind klar visuell codiert in der Sendung. Die mit den lustigen Hüten etwa ist die Tina. Sie macht genau das, was Designer normalerweise als Beleidigung verstehen: stylen, wie sie sagt. Dann ist da noch die Belgierin, die es nach Tirol verschlagen hat. Also, wenn das nicht wegen der Natur war. Dazu kommen noch andere Schicksalsschläge von früher: etwa schwanger und berufstätig zugleich zu sein.

Hingegen gar nicht so entworfen, eher als Versatzstücke von sich selbst, wirken die Juroren. Dabei die inzwischen übliche und fast unvermeidliche Verdächtige, Marina Hörmanseder. Wahrscheinlich weil sie auf Kurzwahltaste 1 des ProSieben Austria-Redakteurs eingespeichert war. Unter „irgendwas mit Farbe und Muster. Eventuell Design“. „Ich möchte darauf hinweisen. Heute fliegt einer von euch“, sagt Hörmanseder. In der einzigen Sekunde, in der sie nicht strahlt und gerade „Yeah!“ rufen will.

Wie in jenem Moment, in dem sie vor der Tür steht, hinter der das Problem lauert, das es zu gestalten gilt. Das Schlafzimmer. „Ich bin die Marina“., ruft Marina. Und schon setzt sie zur Umarmung an. „Yeaaah“. Die Dame hinter der Haustür lächelt gequält. Hat sie ihr Freund wieder zu spät informiert, wie damals, als er mit dem Bundesheer plötzlich monatelang ins Ausland ging? Den Umzug hat Stefans Frau allein geschaukelt. Deshalb will Stefan auch wieder etwas gut machen. Und das stellt er sich so vor: „Das Bett soll so bleiben, wegen der Steckdosen“. Und ein Spiegel soll rein. Das ständige rauf und runter, das war zuviel. Kämmen, runter laufen, nachschauen, ob's passt. Wieder rauf. Nachkämmen. Nein, nie wieder. Nicht zu dunkel soll es werden. Und: „Es wär gut, wenn die Wände nicht zu kahl wären“. Zusammengefasst von Hörmannseder: „Eine richtigte Herausforderung. Aber spannend“.

Thomas Feichtner als Juror

Weitere Hakerl im Skript: „Leidenschaft zum Beruf gemacht“. Check. „Ich bin eine Kämpferin“. Check. Achtung-Anführungszeichen-“Interior-Designerin“ Tina sagt: „Das Bett muss das Zentrum sein“. Influencer Thomas meint „Von Spiegel im Schlafzimmer fühl ich mich beobachtet“. Hakerl. Und unweigerlich natürlich: Das wär nämlich so „Porno“. Hakerl. Doppelt unterstrichen. „Ich möchte keinen Stress machen, ich habt ein noch eine Minute Zeit“, sagt Thomas Feichtner. Er ist wirklich Designer. Einer der besten Österreichs sogar. Und bekanntesten zudem. In der Ikea-Markthalle würden ihn die meisten trotzdem nicht erkennen. Zuvor zumindest. Denn normalerweise beschäftigt er sich mit jenen Ebenen des Designs, die weit unter der Oberfläche und Oberflächlichkeit liegen. In der Tiefe nämlich. Im intelligenten Design-Diskurs. Bei „Design Dream. Ein Raum wird wahr“ ist Feichtner der strenge Design-Direktor. Der Griff zur Brille, die zusammengekniffenen Augen, der Satz: „Wir werden euch bewerten“. Oder auch so: „Bist du nervös? Brauchst nicht nervös sein.“

Einen Großteil der Sendung sind die – Achtung, Anführungszeichen -„Interior Designer“ dann auch beim Ikea einkaufen. Denn das ist die Message: Wir sind so unterschiedlich, dass wir schon wieder etwas gemeinsam haben. Ikea sagt uns zum Glück was, was das ist. Und ProSieben Austria schwört uns zum Glück darauf ein: Design, das ist doch eh alles. Zumindest alles, wo man Design draufschreiben kann.

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