Teenstar will weiter aufklären, Kritik an anderen Workshops

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Nach der Empfehlung, den christlichen Verein nicht mehr zu engagieren, verteidigt sich Teenstar. Und lenkt den Fokus auf andere Vereine.

Wien. Der christliche Sexualkundeverein Teenstar will weiterhin aktiv sein – obwohl Minister Heinz Faßmann (ÖVP) Schulen empfohlen hat, ihn nicht mehr zu engagieren. „Es ist eine Rufschädigung passiert“, sagte Helga Sebernik, die Teenstar Österreich leitet. Verboten wurde Teenstar nicht. Wie es weiter gehe, würden Schulen und Eltern entscheiden, die den Verein bisher geholt hätten. „Wir sind da – man kann uns buchen.“

Nach den jüngsten Vorwürfen – es ging zunächst um interne Schulungsunterlagen, in denen unter anderem Homosexualität als veränderbares Identitätsproblem dargestellt wurde, zuletzt um Workshopmaterial, laut dem nur Mann und Frau zusammengehören und natürliche Familienplanung propagiert wird – hat sich Teenstar am Donnerstag vor Journalisten verteidigt.

All das im Beisein von zwei Müttern, die von anderen Aufklärungsworkshops erzählten, die ihre Kinder massiv verstört hätten – weil dort bei Zehnjährigen anstelle der angekündigten Prävention etwa Sexstellungen Thema gewesen seien, das Überziehen von Kondomen auf Dildos oder die liebste Befriedigungsstrategie. Oder, weil die Lehrer die Aufklärung übernommen hätten.

"Fluide Phase“ bei sexueller Orientierung

Bei den Vorwürfen handle sich um eine Medienkampagne. Die Inhalte und Werte seien verkürzt wiedergegeben worden, sagte Sebernik. Was etwa die sexuelle Orientierung angehe, geht man von einer „fluiden Phase“ bei Jugendlichen aus, in der man sie nicht dränge, sich festzulegen. In den Workshops würden zudem alle Verhütungsmethoden dargestellt.

Die Empfehlung des Bildungsministeriums – das vor Kurzem nach einer Prüfung der Unterlagen noch das Okay für die weitere Arbeit gegeben hatte – sei nicht nachvollziehbar. „Auch wenn Teenstar wegen Falschmeldungen zum Bauernopfer geworden ist, hat die ganze Aufregung vielleicht etwas Gutes.“ Nämlich, dass genauer hingeschaut werde, was es an Aufklärung gebe.

"Kinder werden manipuliert"

Laut dem Psychiater Christian Spaemann, der Teenstar unterstützte, würden in anderen Workshops etwa Buben dazu animiert, über sexuelle Vorlieben zu reden, Mädchen über Masturbation und Kindergartenkinder würden zu Doktorspielen angehalten. Die Kinder würden „im Sinne der Diversity-Ideologie manipuliert“. „Es wird Zeit, dass die Öffentlichkeit ihr Augenmerk auf die Tätigkeit dieser Vereine richtet.“

Der notwendigen Akkreditierung, die das Bildungsministerium am Montag aufgrund der Causa Teenstar angekündigt hat, wird sich Teenstar stellen, wie Leiterin Sebernik ankündigte. Man ist auch optimistisch, dass man diese positiv durchlaufen werde. 2018 hat der Verein rund 1600 Kinder und Jugendliche an 50 Schulen erreicht. Aktiv war er in allen Bundesländern außer Kärnten und Burgenland.

Tätig in knapp 30 Ländern

Gegründet worden ist der Verein laut Eigenangabe in den USA von der Medizinerin und Ordensfrau Hanna Klaus, einer gebürtigen Österreicherin, unter anderem aufgrund ihrer Erfahrungen mit schwangeren Teenagern. Er erhält von der österreichischen Bischofskonferenz eine Förderung von 25.000 Euro pro Jahr. Teenstar ist inzwischen in knapp 30 Ländern international tätig.

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