Überraschende Parfum-Handschriften

Markant. „Un jardin sur la
Markant. „Un jardin sur la (c) Beigestellt
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Christine Nagel bei Hermès und Olivier Polge bei Chanel: Exklusive Hausnasen, die ihre Vision verfolgen.

Christine Nagel und Olivier Polge haben Jobs, um die gewiss viele sie beneiden: Beide arbeiten als exklusive „Hausnasen" zweier Luxushäuser und haben so die seltene Möglichkeit, ihre Handschrift als Parfümeure voll zu verwirklichen. Bei Nagels Vision für Hermès ist seit 2014 etwa ein deutlicher Unterschied zu ihrem Vorgänger Jean-Claude Ellena zu erkennen. Deutlich zeigt sich dies in Nagels neuem Duft „Un jardin sur la lagune". Er führt die „Jardins"-Kollektion des Hauses fort und ist inspiriert von einem Garten in Venedig, den einst ein englischer Aristokrat plante. Waren Ellenas Jardins lieblich, die Blätter von Tau benetzt, so ist Nagels Duft knackig, herb, mit Ecken versehen. Dieser Gesamteindruck ihrer Arbeit war zuletzt bei Nagels „Eau de citron noir" spürbar und setzt sich hier fort. Die Düfte von Olivier Polge für Chanel wiederum sind sanft und freundlich, wie in Seide eingepackt.

Seine bekannteste Neukreation ist wohl „Gabrielle", nun legt er mit „1957" seinen dritten Beitrag zur Reihe „Les Exclusifs" vor. Polge spielt hier mit dem Thema des weißen Moschus („weiß" heißt auch synthetisch, natürlicher Moschus kommt nicht mehr zur Anwendung), der sich behutsam der Haut anschmiegt. Von „Sauberkeit" ist in einem Pressetext gar die Rede, was interessant ist, da „1957" auf die Verbindung von Coco Chanel mit den USA ­verweist (in dem Jahr erhielt sie dort einen wichtigen Preis) und ein „cleaner" Charakter die amerikanische im Unterschied zur französischen Parfümeurskunst auszeichnet. Am Ende ist „1957" aber doch eine durch und durch französische Kreation. Etwas anderes hätte bei dem Maison Chanel dann doch sehr ver­wundert.

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