Jetzt habe ich schon mehrmals meine Steuer nicht pünktlich bezahlt, weil mein Online-Bankportal schon geschlossen hatte.
Jetzt habe ich schon mehrmals meine Steuer nicht pünktlich bezahlt, weil mein Online-Bankportal schon geschlossen hatte. Ich habe es nicht nachkontrolliert, aber ich glaube, das Portal hat jetzt die Arbeitszeitverkürzung bekommen, auf die die Gewerkschaft für uns Menschen schon lange vergeblich drängt. Vielleicht hat es eine bessere Lobby. Wochentags lässt mein Portal spätestens um 18 Uhr die Rollläden herunter, freitags zeigt es mir schon ab 14 Uhr den Mittelfinger. Das macht es so Maker-lässig, dass jedem rappenden Jugendlichen sofort vor Neid die Tattoos verblassen würden. „Das Überweisungsdatum lege ich auf den nächsten Werktag, also Montag. Was du dazu sagst, ist mir scheißegal!" Den zweiten Satz sagt das Online-Portal zwar nicht laut, aber man versteht es auch so. Dabei gab es Zeiten, da hat man uns die filialenlose Bank damit schmackhaft gemacht, dass wir jetzt rund um die Uhr unsere Bankgeschäfte erledigen können. Bequem vom Sofa aus! Davon ist leider nur mehr das mit dem Sofa geblieben, in das ich ja beißen kann, wenn ich bequem vor dem geschlossenen Online-Bankportal sitze. Was hätten wir Konsumenten da also gewonnen? Denn nicht offen hatten die Bankfilialen auch, als es sie noch gab! Aber möglicherweise ging es gar nicht darum, dass WIR etwas gewinnen. Wenn ich Mitglied der Evangelischen Kirche in Österreich wäre, würde es mich verbittern, dass mein Bankportal am Karfreitag mittags schon heimgehen darf. Wohingegen ich nur mehr in Ruhe beten dürfte, wenn ich mir dafür einen Urlaubstag nähme. Ich fürchte, dazu sagt mein Bankportal höchstens: „Ellapätsch!" Ich weiß nicht, was es mit seinem halben freien Karfreitag macht. Beten für noch bessere Arbeitszeiten vielleicht.