Artenvielfalt: Der Weg zur Nachbarlacke ist zu weit

(c) Zsófia Horváth
  • Drucken

22 Arten Plankton sind in den Salzlacken im Seewinkel bereits verschwunden.

Östlich des Neusiedler Sees liegt der Seewinkel mit seinen einzigartigen Salzlacken, die nicht nur für Touristen, sondern auch für die Forschung spannend sind. Bereits 1959 veröffentlichte der Wiener Biologe Heinz Löffler die Vielfalt der Planktonarten der Salzlacken. Damals gab es noch 116 dieser salzigen Kleingewässer. Heute sind nur mehr 30 davon erhalten: Über 70 Prozent der Habitate gingen in 60 Jahren verloren – hauptsächlich durch den menschlichen Einfluss auf den Wasserhaushalt und die Intensivierung der Landwirtschaft.

Ein Team um Zsófia Horváth vom Wassercluster Lunz untersuchte jetzt wieder die Artenvielfalt im Seewinkel: Aus jeder der 30 Lacken wurden zweimal jährlich 20 Liter gesammelt und durch feinste Netze gefiltert. Mathematische Modelle berechneten, welche Faktoren zum Verschwinden der Planktontierchen führen. Die Ergebnisse in der Zeitschrift „Ecology Letters" (1. 4.) zeigen, dass 22 Arten des 1959 gefundenen Planktons (z. B. Krebs- und Rädertierchen) bereits ausgestorben sind, dafür sind fünf neue Arten dazugekommen.

Ausbreitung ist erschwert

Weder der Habitatverlust noch das Verschwinden der Wasserflächen oder die Qualität des Lebensraums erklären aber laut den Computermodellen die hohe Zahl an Arten, die seit den 1950er-Jahren verschwunden sind. Die Antwort lag im Abstand zwischen den Gewässern: Trocknet eine Lacke dauerhaft aus, wird die Distanz zwischen den nächsten Nachbarlacken größer.

Stirbt in der verschwundenen Lacke eine Art aus, sinkt also die Wahrscheinlichkeit, dass in der Region noch Restbestände der gleichen Planktonart erhalten bleiben, weil die Ausbreitung der Eier durch Wind, Amphibien oder Vögel schwieriger wird. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.