Neuseeland: Attentäter von Christchurch schweigt bei Anhörung

Szene an einem der Schauplätze der Anschläge in Christchurch auf Neuseelands Südinsel.
Szene an einem der Schauplätze der Anschläge in Christchurch auf Neuseelands Südinsel.(c) APA/AFP/SANKA VIDANAGAMA (SANKA VIDANAGAMA)
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Richter ordnete psychiatrische Untersuchung des Australiers an, der 50 Menschen erschossen hatte. Neue Europakontakte bekannt.

Wellington/Christchurch. Der Attentäter von Christchurch soll psychiatrisch untersucht werden. Das ordnete ein Gericht in der neuseeländischen Stadt nach einer Anhörung des 28-jährigen Rechtsextremisten aus Australien am Freitag an. Der Mann namens Brenton Tarrant hatte vor etwa drei Wochen in zwei Moscheen 50 Menschen erschossen und 39 verletzt. Dem ehemaligen Fitnesstrainer Brenton droht lebenslange Haft.

Zur Anhörung erschien Tarrant nicht persönlich, sondern er wurde per Videoübertragung aus einem Gefängnis in Auckland, rund 1000 Kilometer entfernt im Norden, zugeschaltet. Er trug graue Anstaltskleidung und Handschellen. Während der etwa 30 Minuten dauernden Anhörung sagte er nichts, stattdessen sprachen seine beiden Pflichtverteidiger. Zuvor hatte er eigentlich gesagt, er wolle keine Anwälte und lieber selbst sprechen. Im Gerichtssaal saßen zahlreiche Angehörige von Opfern. Zwischenfälle gab es keine.

Richter Cameron Mander sagte zu seiner Anordnung einer psychiatrischen Untersuchung, dass dies in Neuseeland bei schweren Verbrechen üblich sei. „Man sollte da nichts hineinlesen“, erklärte er, und trat damit Befürchtungen entgegen, dass Tarrant wegen Zweifeln an seinem Geisteszustand um einen Prozess herumkommen könnte. Einen Termin für dessen Beginn gibt es noch nicht.

Spendabler Rechtsextremist

Mittlerweile wurde bekannt, dass Tarrant 2016 während einer seiner Europareisen auch in Slowenien war. Details kennt man nicht. Tarrant hatte unter anderem auch Kroatien, Serbien, Rumänien, Griechenland und Frankreich besucht. In Slowenien gibt es einen Ableger der Bewegung der Identitären mit Kontakten nach Österreich – die hiesigen Identitären hatte Tarrant mit einer Spende von 1500 Euro bedacht. Die Bundesregierung erwägt deshalb die Auflösung mehrerer Vereine der Identitären, die Behörden ermitteln.

Tarrant soll auch anderen Identitären-Gruppen gespendet haben. So gab nun ein Ableger in Frankreich (Generation Identitaire) an, man habe 2017 1000 Euro erhalten; laut Behörden sollen es mehrere Spenden in mehr als der doppelten Höhe gewesen sein.

Ende 2018 war Tarrant nach polizeilichen Erkenntnissen auch mehrere Tage in Österreich. Es gibt aber keine Hinweise auf Kontakte zu den Identitären. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2019)

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