René Benko: "Ich habe noch nie die Hilfe der Politik benötigt"

Wollen Sie Christoph Dichand auf diesem Weg etwas ausrichten? „Danke für das Angebot, aber wenn ich Christoph Dichand etwas ausrichten wollte, würde ich es ihm direkt sagen."
Wollen Sie Christoph Dichand auf diesem Weg etwas ausrichten? „Danke für das Angebot, aber wenn ich Christoph Dichand etwas ausrichten wollte, würde ich es ihm direkt sagen."Die Presse
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Investor René Benko über den Streit im Hause »Kronen Zeitung« und die dramatischen Ereignisse 2017, als er das Leiner-Haus in der Mariahilfer Straße kaufte. Und darüber, warum er dafür keine Interventionen benötigte.

Welche Beweggründe gab es für Sie, einen Teil der Funke-Anteile an „Krone“ und „Kurier“ zu übernehmen? Anders gefragt, wieso investiert jemand wie Sie in eine, wie Sie es vielleicht nennen würden, „sterbende Branche“, die Medienbranche?

René Benko:
Diesen Pessimismus kann ich nicht teilen. Unter Druck stehen überholte Geschäftsmodelle und Produkte, die an den Bedürfnissen ihrer Leser vorbeiproduzieren. Keineswegs aber die Medienbranche als solche. Der Appetit der Menschen nach Information und Unterhaltung nimmt in der digitalen Welt eher zu als ab. Zahlreiche Unternehmen – alt wie neu –, die sich der Digitalisierung entschlossen gewidmet haben, stellen das unter Beweis. Die Medienbranche ist aus meiner Sicht eine Zukunftsbranche. Bei allen unbestreitbaren Erfolgen von „Krone“ und „Kurier“ muss man doch sagen: Es besteht deutlicher Nachholbedarf beim Thema Digitalisierung. Hier sehe ich erhebliches Entwicklungspotenzial. Das finde ich unternehmerisch reizvoll. Deswegen ist Signa mit 49 Prozent in die Holding eingestiegen, in der die Funke-Gruppe ihre Beteiligungen in Österreich hält. Es handelt sich um eine Investition aus wirtschaftlichen Gründen. Andere Motive gibt es nicht.

Wie stark wollen Sie sich operativ in Ihre Medienbeteiligung einbringen?

Derzeit befinden wir uns in einer Minderheitsposition. Gewissermaßen sind wir Beifahrer. Die WAZ Auslands Holding wird allein durch Funke beherrscht. Daher nimmt auch allein Funke die Gesellschafterfunktionen bei „Krone“, „Kurier“ und Mediaprint wahr. Insofern ist meine Rolle zurzeit eng begrenzt. Falls Signa den restlichen Hälfteanteil erwerben sollte, würde ich gern eine aktivere Gesellschafterrolle wahrnehmen. Über eine typische Gesellschafterrolle hinaus wird mein Engagement jedoch niemals gehen. Die operative Führung des Unternehmens liegt in den Händen der Geschäftsführer der Medienunternehmen. Auch an der Unabhängigkeit der Redaktionen ändert sich logischerweise nichts. Die Redaktionen handeln unabhängig vom Verlag und natürlich erst recht unabhängig von den Gesellschaftern. Vor allem aber Christoph Dichands Rolle als Herausgeber und Chefredakteur soll aus meiner Sicht unberührt bleiben. Für mich persönlich ist Christoph Dichand der logische Nachfolger seines Vaters, Hans – der Name Dichand ist untrennbar mit der „Krone“ verbunden. Das habe ich ihm gleich nach unserem Einstieg schriftlich und bei dem einen oder anderen Treffen wiederholt mündlich zugesichert. Zuletzt in einem persönlichen Brief in dieser Woche.

Christoph Dichand sieht die Unabhängigkeit der „Krone“ durch Sie gefährdet.

Es besteht kein Anlass zum Zweifel an der Unabhängigkeit der „Krone“. Die Unabhängigkeit steht nicht zur Disposition. Das Redaktionsstatut bliebe auch nach einer Aufstockung der Signa-Anteile voll in Kraft. Ich halte unabhängigen Journalismus für ein Lebenselixier der Demokratie. Meine Aufgabe sehe ich darin, mich unternehmerisch einzubringen und den wirtschaftlichen Erfolg der ganzen Mediengruppe aus „Krone“, „Kurier“ und Mediaprint auszubauen

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