Die Gewalt im Haus der Nonnen

Die Benediktinerinnen führten das Internat und die Sonderschule Martinsbühel in Zirl, Tirol, jahrzehntelang bis zur Schließung 2008.
Die Benediktinerinnen führten das Internat und die Sonderschule Martinsbühel in Zirl, Tirol, jahrzehntelang bis zur Schließung 2008.(c) Roland Mühlanger / picturedesk. (Roland Mühlanger)
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Im Internat Martinsbühel der Benediktinerinnen in Tirol soll es jahrzehntelang zu schwerem Missbrauch gekommen sein. Eine Kommission soll nun die Verantwortlichen benennen.

Hinter dem Haus mit den dicken Gemäuern, den Steinblöcken, die die Wände zusammenhalten, ragt der großteils karge Steinfels der Martinswand hervor. Karg scheint insgesamt das richtige Wort. Das Haus Martinsbühel, das Haupthaus des ehemaligen Mädchenheims, hat die Ausstrahlung mittelalterlicher Askese. „Da oben“, in die Gemeinde Zirl westlich von Innsbruck, kam Heidi F. an, mit acht Jahren, im Herbst 1977. Sie erinnert sich an diese Stunden: Totenstille. Sehr, sehr dunkel. Kalt. Unpersönlich. F. wird mehrere Jahre hier verbringen. „Sicher war das grausam auch mit den Schlägen und den Strafen“, wird sie viel später über diese Zeit zu Protokoll geben, „aber das Allerschlimmste ist diese seelische Grausamkeit. Dieses gänzliche Ignorieren.“

Haus Martinsbühel. Das Mädchenheim haben die Benediktinerinnen lange Jahre geführt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Schließung 2008. Frauen und Mädchen mit und ohne Behinderungen, mehr als 200 müssen es gewesen sein, lebten hier, sie überlebten. Nicht lang nach der Schließung wurden die ersten Missbrauchsfälle bekannt, etwas später, als Missbrauchsskandale die katholische Kirche erschütterten, wurde 2011 eine Ombudsstelle errichtet: Bislang wurden 73 Opfer von Martinsbühel finanziell entschädigt. Weitere 20 Fälle werden derzeit bearbeitet, berichtet Gotthard Bertsch, Leiter der Ombudsstelle.

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