Der Reiz der unbestiegenen Berge

Rainhard Fuchs, Lisa Kranebitter, Christian Poglitsch, Nina Poxleitner und Philip Schreiner in ihrer Bergmontur (v. l.).
Rainhard Fuchs, Lisa Kranebitter, Christian Poglitsch, Nina Poxleitner und Philip Schreiner in ihrer Bergmontur (v. l.).Fabry / Die Presse
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Nicht jeder Fleck der Welt ist schon entdeckt. Junge (Hobby-)Bergsteiger suchen das Abenteuer – und wollen mit Erstbesteigungen ihre eigene Geschichte schreiben. Warum?

Die Tour verlief nicht wie geplant. Eigentlich hätten sie sich die vertikalen Felswand abseilen wollen. Drei Männer, alle 30 Jahre alt. 100 Meter unter ihnen leuchteten die grünen Spitzen der Tannen: Der Schnee war von ihnen schon abgeschmolzen – nur noch der Boden weiß bedeckt. Ein sonniger Tag Mitte Jänner, der den Frühling schon erahnen lässt. Oben an der Felswand hatten die jungen Männer aber dafür keine Augen. Das Seil hatte sich verheddert. So sehr sie auch zerrten, es bewegte sich keinen Zentimeter. Die drei waren in der Wand gefangen. Irgendjemand musste also wieder hinauf.

Die Entscheidung fiel auf Philip. Mit einem Prusikknoten robbte er sich wieder in die Höhe. 50 Meter. „Jeder, der so etwas schon einmal gemacht hat, weiß, wie anstrengend das ist“, werden die drei später in ihrem Blog vermerken. Schließlich findet er die blockierte Stelle. Kann sie lösen – und die drei können sich abseilen.

Rainhard Fuchs und Christian Poglitsch beim Abseiltraining.
Rainhard Fuchs und Christian Poglitsch beim Abseiltraining.(c) Project Kirgistan

Es war zum Glück nicht wirklich gefährlich. Das Abseilen diente zu Trainingszwecken. Im Juni könnte das anders sein. Dann werden sich die drei mit zwei Frauen in einem fast unerforschten Berggebiet zwischen 3500 und 5000 Metern befinden, in den Bergen in Kirgisistan, gefühlt am Ende der Welt, irgendwo an der Grenze zu Tadschikistan. Von dort aus, werden sie ihre Expedition starten. Die fünf Hobbybergsteiger wollen in die (Berg-)Geschichte eingehen – und Gipfel als Erste besteigen. Läuft alles nach Plan, wird ihr Name im „American Alpine Journal“ aufscheinen: der Bibel für Bergsteiger.

Fern der Zivilisation. Um das Jiptik-Tal zu erreichen, müssen sie drei Tage zu Fuß über Bergpässe, grüne Wiesen und schmale Pfade wandern. Eseln mit dem Gepäck und ein Koch werden sie begleiten. Sonst gibt es nichts in dem Tal, das in einer Region liegt, die die Schweiz von Kirgisistan genannt wird. Keine Herbergen, keine Bauern, keine markierten Routen. Wenn etwas passiert, dann gibt es zwar eine Rettungskette, aber der Hubschrauber wird nicht Minuten, sondern Stunden, vielleicht Tage brauchen. Philip Schreiner, Rainhard Fuchs, Christian Poglitsch, Nina Poxleitner und Lisa Kranebitter – alle um die 30, mit Jobs in den Bereichen Autonomes Fahren, Digitalisierung, Start-up, Social Business und IT – werden dann auf sich allein gestellt sein. Genau das reizt sie.

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