Wie russische Oligarchen ihre Milliarden vererben

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Die Tycoons kommen in die Jahre und stehen vor der Situation, ihr Vermögen weiterzugeben. Das wirft im staatskapitalistischen System viele Fragen und Probleme auf. Erste Beispiele von Moskau bis London lassen tief blicken.

Als Alexej Mordaschow, inzwischen mit 24,998 Prozent auch Großaktionär beim deutschen Touristikkonzern TUI, im Jahr 1992 als 27-jähriger Jungspund die Mehrheit am russischen Stahlkonzern Severstal übernahm und damit sein späteres Firmenimperium gründete, dachte er ziemlich sicher nicht daran, wem das Ganze einmal zufallen sollte. Solche Überlegungen hätten 500 Kilometer nördlich von Moskau, in seiner Heimat- und Industriestadt Tscherepowez, die übersetzt die Schädelstätte heißt, seltsam angemutet. Schließlich war – gerade mal ein Jahr nach dem Ende der Sowjetunion – alles, was man vorfinden und sich unter den Nagel reißen konnte, seit Jahrzehnten in Staatsbesitz. Das Wort Familienbetrieb hatte noch nicht mal Eingang in die russische Sprache gefunden. Einmal abgesehen davon, dass Mordaschow selbst, der übrigens einst sein Praktikum bei der österreichischen Voest absolvierte, nicht ahnen konnte, letztlich sechs Kinder aus drei Ehen zu haben.

Heute, 27 Jahre später, herrscht über all das keine Ungewissheit mehr. Der studierte Maschinenbauingenieur, der neben Englisch auch fließend Deutsch spricht, ist Berechnungen des Forbes-Magazins zufolge mit einem Vermögen von 20,5 Milliarden Dollar viertreichster Russe. Das Wort Familienbetrieb ist auch in die russische Alltagssprache eingezogen. Und auch wenn Mordaschow sein weitverzweigtes und teils börsennotiertes Firmengeflecht nur bedingt unter diesem Begriff subsumieren würde, so hat er die Vererbung der Firmenanteile und Vermögenswerte doch innerhalb der Verwandtschaft gestartet.

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