Todesstrafe für Homosexuelle in Brunei: George Clooneys Boykottaufruf zeigt Wirkung

Protest vor dem Hotel "Dorchester" in London.
Protest vor dem Hotel "Dorchester" in London.imago images / ZUMA Press
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Unternehmen wie die Deutsche Bank, die "Financial Times" und verschiedene Immobiliengesellschaften kündigten an, Luxushotels im Besitz des in Brunei herrschenden Sultans zu meiden.

Der Protest des Hollywood-Stars George Clooney zeigt Wirkung. Der Schauspieler hatte wegen der Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle in dem südostasiatischen Kleinstaat Brunei zu einem Boykott von Luxushotels im Besitz des herrschenden Sultans Hassanal Bolkiah aufgerufen hat. Unternehmen wie die Deutsche Bank, die "Financial Times" und verschiedene Immobiliengesellschaften kündigten inzwischen an, die neun Hotels zu meiden.

In dem kleinen Sultanat auf der südostasiatischen Insel Borneo sind Anfang des Monats härtere Gesetze in Kraft getreten. Homosexuellen droht künftig die Todesstrafe, wenn sie Sex miteinander haben. Bisher standen auf Homosexualität in Brunei zehn Jahre Haft. Der US-Schauspieler, Filmregisseur und Produzent Clooney rief deshalb dazu auf, künftig einen Bogen um Hotels zu machen, die dem Sultan von Brunei gehören, einem der reichsten Monarchen der Welt.

In einer Gastkolumne für das Filmportal "Deadline.com" listete er zuletzt  neun Luxusherbergen in England, Frankreich, Italien und Kalifornien auf, die der Brunei Investment Agency gehören - darunter das vornehme Beverly Hills Hotel in Los Angeles. Mit jedem Besuch dieser Hotels würde man dazu beitragen, die Ermordung unschuldiger Menschen zu finanzieren, mahnte Clooney.

Keine Brunei-Urlaubswerbung in Londoner U-Bahn mehr

Mittlerweile haben sich bereits einige Unternehmen dem Boykott angeschlossen. Wie „Spiegel Online“ berichtet, hat der Reiseanbieter STA Travel angekündigt, vorerst keine Flüge von Bruneis nationaler Fluggesellschaft Royal Brunei Airlines mehr anzubieten. Die australische Fluggesellschaft Virgin Australia Airlines beendete laut dem Bericht wiederum eine Kooperation mit Royal Brunei Airlines, bei der es um rabattierte Flugtickets für Mitarbeiter ging.

Auch die Deutsche Bank teilte mit, dass sie die neun Hotels von der Liste der Unterkünfte entfernt, in denen sie ihre Mitarbeiter auf Reisen einquartiert. „Die neuen Gesetze, die Brunei eingeführt hat, verstoßen gegen grundlegende Menschenrechte, und wir glauben, dass es unsere Pflicht als Unternehmen ist, Maßnahmen dagegen zu ergreifen“, sagte Stuart Lewis, oberster Risikomanager der Deutschen Bank laut der „Welt".

In Londons U-Bahn und Bussen sollen künftig keine Anzeigen für Urlaub in Brunei hängen. In den vergangenen Tagen dürften zudem Veranstaltungen verschiedener Firmen im Londoner "The Dorchester", einem der erwähnten Hotels, abgesagt worden. Auch aus Los Angeles gibt es Boykott-Berichte.

Konservativer Islam auf dem Vormarsch

Grundlage für das neue Gesetz ist die Scharia, die im weiten Sinne die religiösen und rechtlichen Normen im Islam regelt. In dem Sultanat sind zwei Drittel der mehr als 420.000 Einwohner muslimischen Glaubens. Seit einiger Zeit sind dort konservative islamische Kräfte auf dem Vormarsch. Der autoritär regierende Sultan Hassanal Bolkiah hatte 2014 damit begonnen, die Scharia einzuführen. Schwule und Lesben werden in der ehemaligen britischen Kolonie seit langem unterdrückt.

(APA/dpa/Red.)

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