Wiens Bestattung verkauft Friedhof und Krematorium als Spielzeug

Das "Friedhof"-Set aus Lego
Das "Friedhof"-Set aus LegoAPA/HANS KLAUS TECHT
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Ein Friedhof, ein Leichenwagen und ein Krematorium aus Lego sind nun im Wiener Bestattungsmuseum erhältlich. Was auf den ersten Blick absurd wirkt, hat einen ernsten Hintergrund.

"A schene Leich'" aus Lego: Die Bestattung Wien bietet ab sofort neue Sets mit Bausteinen des bekannten Spielzeugherstellers in ihrem Shop an - darunter ein bespielbarer Krematoriumsofen und eine „Trauerfamilie" inklusive Skelett. Was auf den ersten Blick morbid-skurril wirkt, hat einen ernsten Hintergrund. Das Angebot soll Kindern nämlich dabei helfen, das Thema Tod besser verarbeiten zu können.

Bei Gesprächen mit Kunden sei immer wieder zur Sprache gekommen, wie man den Verlust eines geliebten Menschen und alle damit zusammenhängenden Aspekte Kindern gut näherbringen könne, sagte Markus Pinter, Geschäftsführer der Bestattung und Friedhöfe Wien GmbH, am Montag in einer Pressekonferenz. Fragen wie "Was passiert mit dem Opa in einem Krematorium?" oder "Kann ich meine Kinder zum Begräbnis mitnehmen und wie sollen sie sich dort verhalten?" seien wiederholt gestellt worden.

"So ist die Idee entstanden, neue Produkte vorzustellen", berichtete Pinter. Nicht zuletzt deshalb, da die schon erhältlichen Lego-Sets - u.a. ein Leichenwagen und eine Leichentram - europaweit ein Verkaufsschlager seien. Erzeugt werden die Bestattungs-Spielwaren von einem Unternehmen, das offiziell Lego-Komponenten verwenden darf.

Markus Pinter, Geschäftsführer der Bestattung und Friedhöfe GmbH und Michaela Tomek (Wiener Landesverband für Psychotherapie)
Markus Pinter, Geschäftsführer der Bestattung und Friedhöfe GmbH und Michaela Tomek (Wiener Landesverband für Psychotherapie) APA/HANS KLAUS TECHT

Vom Krematoriumsofen bis zur "Trauerfamilie" 

Nun sind also drei neue Packages erhältlich, die im Kostenrahmen zwischen 50 und 90 Euro liegen. Zu haben ist einerseits ein Friedhof samt Grabstein, Grab, Bagger und Friedhofsmitarbeiter. Außerdem gibt es einen Krematoriumsofen, in den auch ein Sarg hineingeschoben werden kann. Eine Trauerkutsche ist ebenfalls verfügbar. Dazu passend kann man außerdem eine "Trauerfamilie" erstehen - bestehend aus Vater, Mutter, Kind, einem Verstorbenen und einem Skelett.

Der Wiener Landesverband für Psychotherapie (WLP) sieht in derlei Spielsachen durchaus pädogischen Mehrwert. "Kinder bewältigen ihre Gefühle über die Spielebene", erklärte Michaela A. Tomek vom WLP bei der Präsentation. Es brauche eine einfache und klare Sprache. Über Tod und Trauer zu schweigen, sei der falsche Weg. "Tabus schaffen Ängste und Unsicherheiten. Das Kind spürt sowieso, dass etwas nicht stimmt, und bleibt dann allein damit", warnte Tomek. Sie könne sich gut vorstellen, dass die Lego-Sets auch in psychotherapeutische Praxen Einzug finden, so die Expertin.

(APA)

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