Woyzeck, der missbrauchte Mann

Wird Woyzeck, der Frauenmörder, am Akademietheater einmal mehr zum Opfer? Probenbild mit Steven Scharf als Woyzeck (ganz l.), Anna Drexler als Marie.
Wird Woyzeck, der Frauenmörder, am Akademietheater einmal mehr zum Opfer? Probenbild mit Steven Scharf als Woyzeck (ganz l.), Anna Drexler als Marie.APA/HERBERT NEUBAUER
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Büchners Drama kommt am Mittwoch in der Regie von Johan Simons ins Akademietheater: Schwindet in Zeiten von #MeToo und Terrorismus das Mitgefühl mit dem Mörder aus Eifersucht, gar mit dem revolutionären Autor?

Es gab schon Zeiten, als gewalttätige Männer auf mehr Verständnis hoffen konnten als heute. Nach fast zwei Jahrzehnten islamistischer Terroranschläge in Europa und in den USA ist das öffentliche Nachdenken über die Umstände, die die hauptsächlich männlichen Täter antreibt, etwas ermüdet. Auch die #MeToo-Debatte hat nicht das Verständnis für die Täter im Fokus – ebenso wenig wie die Diskussion über eine im Aufwind befindliche, ebenfalls immer noch von Männern dominierte rechtsradikale Szene. Ganz zu schweigen von der Berichterstattung über den x-ten Eifersuchtsmord.

Der Täter als Opfer der Umstände: Vor fast 200 Jahren war das kein alter Hut, Georg Büchner mit dieser Sicht ein absoluter Pionier. Sein Woyzeck, ein einfacher Soldat, kann sich nur mit Nebenjobs über Wasser halten, wird von Vorgesetzten gedemütigt, vom Doktor für ein medizinisches Experiment missbraucht, das ihn in Wahnvorstellungen treibt, dann betrügt ihn noch seine geliebte Marie: Am Ende bringt er sie um.

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