Wirtschaftsforscher schlagen vor, manche Orte aufzugeben. Die Politik müsse ihr Schrumpfen akzeptieren. Doch gerade das Waldviertel bekommt neuen Zuzug. Wie passt das zusammen? Die Antwort liegt im Detail.
Wien. Das Dreißig-Jahr-Jubiläum des Mauerfalls lässt die deutschen Wirtschaftsforscher rechnen. Ihre Ergebnisse gefallen nicht allen. Das Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung erntete kürzlich empörte Rufe aus der Politik, als es fragte, wie sinnvoll Subventionen in wirtschaftlich schwache Landstriche in Ostdeutschland sind. Schließlich gehe dort die Landflucht weiter. Die Forscher empfahlen, bevorzugt Städte und Ballungsräume zu unterstützen statt „auf Teufel komm raus Arbeitsplätze zu erhalten“.
Nun sprang das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung den Kollegen bei: In seiner breit angelegten Studie „Die demografische Lage der Nation“ schrieb der Direktor, Reiner Klingholz, es sei illusorisch zu glauben, dass der Begriff von Heimat oder Geld allein die demografisch schwer angeschlagenen Gebiete auf den Wachstumspfad zurückführen können. „Dort ist es sinnvoller, das Schrumpfen zu gestalten.“