Die 20-jährige Mutter, die in Syrien in kurdischer Haft sitzt, wollte kurzfristig nicht nach Österreich zurückkehren. Sie könnte laut Informationen der „Presse“ gefürchtet haben, dass der Familie der zweijährige Sohn entzogen wird.
Die 20-jährige Wienerin, die sich vor rund vier Jahren der Terrormiliz "Islamischer Staat" angeschlossen hat und nun in Syrien in kurdischer Haft sitzt, will nun doch wieder zurück nach Österreich. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Österreich" bestätigte der Anwalt der Familie, Wolfgang Blaschitz, der „Presse“ am Dienstag.
Das Außenamt in Wien hat noch einen anderen Kenntnisstand: Demnach hat die junge IS-Anhängerin vor rund drei Wochen einem Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes zu verstehen gegeben, dass sie nicht nach Österreich zurückkehren wolle und auch nicht bereit sei, ihren zweijährigen Sohn aus der Hand zu geben.
Gegenüber der „Presse“ behauptete Blaschitz, dass seine Mandantin im Rosh-Lager in Nordsyrien mit einer Person gesprochen habe, die sich als Außenminister Österreichs ausgegeben habe bzw. als solche angesehen worden sei. Diese Person habe der IS-Anhängerin gesagt, dass sie in Österreich ein Strafverfahren zu erwarten habe und dass ihr auch das Kind entzogen werde.
Auf die Frage, ob es es sich bei dieser Person um den Politologen Thomas Schmidinger handle, bejahte Blaschitz zunächst gegenüber der „Presse", stritt dies aber später ab. Schmidinger bezeichnete die usprüngliche Darstellung des Anwalts, bei der dieser sich falsch zitiert fühlt, gegenüber der „Presse“ als bizarr. Er bestätigt aber, die Österreicherin im Jänner in Syrien besucht zu haben.
Wiener Kinderanwalt stellt Verwicklung in Abrede
Recherchen der „Presse“ deuteten zunächst darauf hin, dass die damalige Entscheidung der 20-Jährigen, lieber im Lager zu bleiben als nach Österreich zurück zu kommen jedoch ohnehin einen anderen Hintergrund hat: Demnach fürchtete die Familie, dass das zweijährige Kind nach einer Verhaftung der 20-jährigen in Österreich nicht zur Großmutter, sondern zu Pflegeeltern kommen werde.
Ercan Nik Nafs, Kinder- und Jugendanwalt der Stadt Wien, stellte am Dienstag gegenüber der „Presse“ entschieden in Abrede, dass seine dafür zuständige Organisation dies der Familie bereits angekündigt habe.
Das jetzige Umdenken der jungen Frau hat offenbar damit zu tun, dass sich Anwalt Blaschitz des Falles wieder angenommen hat. Er hatte die Familie der IS-Anhängerin schon vor einiger Zeit vertreten.
Zur APA sagte Blaschitz, er werde nun, gemeinsam mit der Mutter der Wienerin, "entsprechende Maßnahmen setzen", um die junge Frau und ihren zweijährigen Sohn zurückzuholen. Mit dem Außenministerium direkt hat sich Blaschitz diesbezüglich noch nicht in Verbindung gesetzt. Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) hatte Anfang des Monats mitgeteilt, dass weder die Wienerin selbst zurückkehren wolle, noch solle das Kind zurückgeholt werden. Damit sei der Fall "einmal erledigt", betonte Kneissl damals.
Mutter droht Terror-Verfahren
Im Fall einer Rückkehr droht der jungen Mutter ein Verfahren wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Grundsätzlich ist Österreich rechtlich verpflichtet, österreichische Staatsbürger zurückzunehmen. Allerdings: Sobald jemand in den Militärdienst eines fremden Landes eintritt, verliert er die österreichische Staatsbürgerschaft und somit den konsularischen Schutz. Würde die Person mit Verlust der österreichischen Staatsbürgerschaft jedoch staatenlos werden, kann sie laut Gesetz nicht aberkannt werden.
Aus Österreich befinden sich derzeit rund 100 Kämpfer in Syrien und dem Irak, rund 30 Prozent davon besitzen laut Innenministerium die österreichische Staatsbürgerschaft.
(cu/APA)