Überfall auf AUA-Maschine: Soldaten sichern Flughafen von Tirana

APA/ALBANIAN POLICE/HO
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Nachdem Bewaffnete einen hohen Geldbetrag aus eine AUA-Maschine am Flughafen von Tirana entwendet haben, reagiert die Politik: Sie entsendet Soldaten zur Sicherung des Airports - und macht den chinesischen Betreiber verantwortlich.

Wien/Tirana. Albaniens Sicherheitskräfte arbeiten auf Hochtouren. Spezialkräfte der Einheit Renea durchsuchten das Dorf Dritas nahe Tapiza, berichtet die „Albanian Daily News“. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Polizei bereits vier Personen festgenommen hat. Sie werden verdächtigt, am Vortag in den spektakulären Überfall auf eine Maschine der Austrian Airlines verwickelt gewesen zu sein. Neben der Festnahme der ersten vier Verdächtigen befragte die albanische Polizei 40 weitere Personen, um die Hintergründe zum Coup am „Mutter-Teresa“-Airport zu ermitteln.

Und nun reagiert auch die Politik: Sie hat Truppen und Militärpolizei herbeigeordert, um den Flughafen zu sichern. Man werde "nicht länger dulden, dass die Sicherheit der Bürger und das Image des Landes leiden", erklärte Verteidigungsministerin Olta Xhacka.

Schnell war für die Regierung auch ein Schuldiger gefunden: Der chinesische Betreiber des Flughafens. Gemeinsam mit Innenminister Sander Lleshaj beschuldigte Xhacka den in Hongkong ansässigen Finanzdienstleister China Everbright Limited (CEL) der "ständigen Verantwortungslosigkeit". Es war das zweite Mal in drei Jahren, dass der Airport Ziel eines Raubüberfalls wurde: Am Mutter-Teresa-Flughafen waren bereits von Dezember 2016 bis Februar 2017 mehrmals Geldtransporte von bewaffneten Banden überfallen worden. CEL wies den Vorwurf der Nachlässigkeit zurück. 

Maskierte mit Kalaschnikows

Am Flughafen in Rinas, etwas außerhalb der Hauptstadt Tirana, hatten sich am Dienstagnachmittag filmreife Szenen abgespielt. Mehrere vermummte Bewaffnete waren auf das Rollfeld vorgedrungen, wo der Airbus A320 mit der Flugnummer OS848 vor dem Start beladen wurde. Die meisten Angreifer trugen Kalaschnikow-Sturmgewehre und Kampfanzüge.

Sie wussten, dass das Flugzeug kostbare Fracht transportierte: eine große Summe Bargeld, die nach Wien gebracht werden sollte. Die Räuber hatten sich laut albanischer Polizei als Steuerfahnder ausgegeben, um so in die Nähe der AUA-Maschine zu gelangen. Das berichtet die „Tirana Times“.

Nach dem Überfall versuchten die Räuber, mit ihrer Beute zu fliehen. Dabei kam es zu einem Feuergefecht mit der Polizei. Einer der Täter starb. Beamte der albanischen Spezialeinheiten FNSH und Renea suchten die gesamte Gegend nach den Räubern ab. Sie setzten bei ihrer Operation auch einen Hubschrauber ein.

Während des Überfalls hatte die Maschine der Austrian Airlines bereits das Boarding durchgeführt. AUA-Sprecherin Tanja Gruber betont, dass weder für die Fluggäste noch für die Besatzung eine Gefahr bestanden habe. Laut albanischen Medien sollen bei dem Coup bis zu zehn Millionen Euro geraubt worden sein. Zunächst war nur von zwei Millionen Euro die Rede gewesen. Das Bargeld hätte in der AUA-Maschine nach Wien geflogen und dann weiter an verschiedene Banken geliefert werden sollen.

Warum schicken Banken Geldbeträge per Flugzeug?

Betroffen von dem Raub ist unter anderem die Raiffeisen Bank International (RBI), die in Albanien eine Tochtergesellschaft hat. Über die genaue Höhe des entwendeten Geldbetrags möchte das Finanzinstitut auf Anfrage der „Presse“ aber keine Angaben machen. „Der bedauernswerte Vorfall liegt nicht in unserem Verantwortungsbereich und ist letztlich ein Versicherungsfall“, heißt es dort.

Doch warum schicken Banken eigentlich hohe Bargeldbeträge mit dem Flugzeug durch Europa? Laut RBI und der heimischen Bankenaufsicht ist dies nichts Ungewöhnliches. So werde vielfach Handel mit Banknoten betrieben, wenn sich das physische Geld an einer Stelle sammle und woanders gebraucht wird. Und da viele Albaner im EU-Raum arbeiten und ihr Geld zu Hause in die lokale Währung Lek wechseln, sammeln sich so mit der Zeit hohe Beträge an, die wieder zurück in die Eurozone transportiert werden müssen.

Ähnliche Transporte gebe es beispielsweise auch von Österreich nach Dänemark, wenn sich hierzulande zu viele dänische Kronen ansammeln, heißt es. Zudem werden auch Eurobeträge regelmäßig quer durch Europa transportiert. Österreich ist dabei häufig Ausgangspunkt, weil die heimische Nationalbank für verschiedene andere Euroländer den Druck der Banknoten übernimmt.

(jaz/ws)

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