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Living Walls: Begrünte Wände in Wohnungen und Häusern

Livecube-Aquarium vor einer mit Moos begrünten Wand.
Livecube-Aquarium vor einer mit Moos begrünten Wand.WildesMoos
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Was im Office-Bereich schon gang und gäbe ist, hält zunehmend auch in Privathaushalten Einzug – besonders beliebt sind Mooswände. Was man beim vertikalen Grün beachten sollte.

Kräutertöpfe in der Küche, Ficus Benjamin im Wohnzimmer: Die Farbe Grün tut gut – entspannt die Augen, wirkt beruhigend, fördert Konzentration und Kreativität – und ist besonders als Pflanze auch in den eigenen vier Wänden beliebt. Doch mittlerweile muss man nicht mehr unbedingt mit Töpfen hantieren – oder gar einen großen Garten sein Eigen nennen, um in den Grün-Genuss zu kommen. Statt dessen halten immer öfter grüne Wände Einzug in Wohnungen und Einfamilienhäuser.

Indikator für das Raumklima


„Die Nachfrage steigt spürbar“, bestätigt Andreas Lichtblau von WildesMoos. Besonders beliebt seien Wände aus Moos. „Ihr Vorteil liegt darin, dass sie nicht gepflegt werden müssen“, sagt Lichtblau. Einzig vor UV-Licht sowie extremer Hitze und Kälte sollten Mooswände geschützt sein. Ist das der Fall, halten sie nahezu ewig. Ein weiterer Grund für deren Beliebtheit liegt laut Lichtblau in der Tatsache, dass man nicht unbedingt große Flächen brauche, um sich quasi ein Stück Waldboden ins Haus zu holen. „Es gibt auch Moosbilder“, sagt der Gärtner und Landschaftsplaner. Positive Wirkungen auf Luftfeuchtigkeit und Raumklima dürfe man sich von einer Mooswand jedoch nicht erwarten. „Sie sind gut für Auge, Psyche und Akustik“, erklärt Lichtblau. Und ein Indikator für nicht optimales Raumklima: Ist die Luftfeuchtigkeit zu niedrig, wird das Moos hart. Steigt sie wieder an, wird das Moos wieder weich. In diesem Zusammenhang warnt Lichtblau davor, das Moos mit Wasser zu besprühen. „Besser ist es, einen Luftbefeuchter aufzustellen“, so Lichtblau. Die für die Installationen verwendeten Kugel- und Flachmoose werden in Skandinavien gezüchtet, per Hand geerntet und auf biologischer Basis konserviert. Und danach, ganz prosaisch, auf Trägerplatten aufgeklebt. Das Material dafür reicht – je nach Anforderung – von Holz bis zu Kunststoffplatten. Die Produktion von einem Quadratmeter Mooswand beziffert Lichtblau mit rund 550 Euro netto, dazu kommen noch Kosten, etwa für Rahmen, Lieferung und Montage.

Licht nach Mass


Deutlich mehr Aufwand bedeutet eine mit lebenden Pflanzen begrünte Wand. „Sie brauchen Licht, und zwar zwölf Stunden pro Tag, an sieben Tagen die Woche“, erklärt Marek Kocher von Florawall. Eine weitere Voraussetzung für das Gedeihen dieser Wände seien ein eigener Wasserzu- und -ablauf oder ein Wassertank. Doch selbst dieser muss regelmäßig befüllt werden. „Im Durchschnitt einmal pro Woche“, sagt Harald Eichhorn von Vertical Magic Garden. Damit ist es mit der Pflege der in Erde oder Hydrokultur wurzelnden Pflanzen jedoch noch nicht getan: Welke Blätter und Blüten gehören entfernt, gelegentlich muss auch die eine oder andere Pflanze ersetzt werden. Düngen steht ebenfalls regelmäßig an der Tagesordnung. „Man muss Living Walls behandeln wie normale Topfpflanzen“, so Eichhorn. Sowohl er als auch Kocher warten und servicieren daher die von ihnen aufgestellten Pflanzenwände am liebsten selbst. „Ohne Wartungsvertrag gibt es keine Florawall“, sagt etwa Kocher.

Zwei Quadratmeter Minimum

Abgesehen davon sei für die aus Pflanzen wie Anthurien, Fensterblatt, Efeutute, Guzmania, Calathea oder Schwertfarn bestehenden grünen Wänden eine gewisse Größe sinnvoll. Während die Mindestgröße für Eichhorn bei zumindest zwei Quadratmetern beginnt, sind es für Kocher vier Quadratmeter. „Man muss ja Pumpe, Zeitschaltuhr und Wasserreservoir unterbringen“, sagt Eichhorn. All das schlägt sich im Preis nieder: Kocher zufolge liegen die Anschaffungskosten für einen Quadratmeter lebendiges Grün bei rund 1200 Euro. In Privathaushalten, abgesehen von der einen oder anderen Luxusimmobilie, finden sich nach Angaben der Experten die lebenden Wände daher noch eher selten. „Ich sehe da aber auch in Zukunft nicht unbedingt einen Markt dafür“, sagt Lichtblau zu der kosten- und zeitintensiveren Variante. Einig sind sie sich auch darin, dass die Umsetzung besser in die Hände von Experten gelegt werden sollte. „Da läuft sonst ganz gern etwas schief“, wissen Eichhorn und Lichtblau. Das gilt nicht nur für die richtigen Licht- und Klimaverhältnisse, sondern auch für die Kombination der Pflanzen und die Installation selbst. Denn wird da etwas übersehen, steigt das Risiko für Wasserschäden und Schimmelbefall.

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