„Woyzeck“: Messermord in Büchners Manege

Steven Scharf (L) als 'Franz Woyzeck' und Anna Drexler als 'Marie'
Steven Scharf (L) als 'Franz Woyzeck' und Anna Drexler als 'Marie'APA/HERBERT NEUBAUER
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Johan Simons inszeniert „Woyzeck“ im Akademietheater abwechslungsreich – eklektisch, subtil und gelegentlich etwas ratlos. Er siedelt das grausame Drama im Zirkus-Milieu an.

Wenn es der Rolle dient, kann man sich auch einmal in seriösen Vorstellungen pudelnackt ausziehen. Also legt Steven Scharf als Titelheld in Georg Büchners Stationendrama „Woyzeck“ alle Hüllen ab. Er produziert sich im Akademietheater mit diversen Posen als das, was diese archetypische Figur des Welttheaters in seinem Wesen ist: ein ausgebeuteter, von horriblem Irrsinn geplagter, fast schon entmenschter Mensch. Diese Szene gehört zu den intensiven in der 100 pausenlose Minuten langen Inszenierung von Johan Simons, die am Mittwoch in Wien Premiere hatte. Die Koproduktion des Burgtheaters mit dem Schauspielhaus Bochum (das der Niederländer seit dieser Saison leitet) wurde vom Publikum freundlich aufgenommen.

Simons bietet eine abwechslungsreiche, punktuell subtile, in einigen Phasen auch etwas ratlos wirkende Show (Dramaturgie: Koen Tachelet und Rita Czapka). Er siedelt sie im Zirkus-Milieu an, pickt sich eklektisch wenige der 31 Szenen aus der umfangreichsten Textfassung Büchners heraus. Der Dramatiker war 1837 mit 23 Jahren an Typhus gestorben. Vom Hinterlassenen blieb „Woyzeck“, diese stilbildend moderne Tragödie eines Soldaten, der irre und aus Eifersucht und seine Geliebte ersticht, lange unveröffentlicht. 1875 wurden die meisten Szenen in der „Neuen Freien Presse“ abgedruckt.

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