Wifo-Chef Christoph Badelt fordert eine Reform des Steuersystems ohne Tabus.
Wien. Noch sind die Details der Steuerreform zwar nicht bekannt, die Stoßrichtung einer Entlastung von Geringverdienern und der zeitlichen Staffelung der Maßnahmen sei jedenfalls richtig, so Wifo-Chef Christoph Badelt im Klub der Wirtschaftspublizisten. Allerdings falle die Reform in Summe „zu zaghaft“ aus, so Badelt weiter. Er würde sich einen Umbau des Steuersystems ohne Tabus wünschen.
Wie ein solcher Umbau schlussendlich aussehen müsste, sei eine politische Frage und keine ökonomische. Einige Grundlinien seien dabei jedoch klar. So wäre es notwendig, niedrige Einkommen noch deutlich stärker zu entlasten. Hierbei müssten vor allem die Sozialabgaben reduziert werden, auch wenn das dem Versicherungsprinzip und der Selbstverwaltung der Kassen widersprechen würde. Gegenfinanziert werden könnte das mit einer Durchforstung der steuerlichen Ausnahmen. Dazu gehört auch die Begünstigung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Diese sei anachronistisch und würde vor allem Besserverdienern nützen. Wichtig sei, dass die Abgabenlast in Summe sinke. Ebenfalls entlastet werden sollten Unternehmen. Hier plädiert Badelt aber eher für eine Senkung der Lohnnebenkosten als für eine Reduktion des KöSt-Satzes. Auch wenn dieser im Standortvergleich eine stärkere Symbolkraft hat. Kein drängendes Problem sei hingegen die kalte Progression. Diese führe dazu, dass die Politik alle paar Jahre das Steuersystem reformieren müsse. (jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2019)