Studierende in Wien: Manche mögen's beim Wohnen premium

Apartment im neuen Fizz am Hauptbahnhof, das am 8. Mai eröffnet wird.
Apartment im neuen Fizz am Hauptbahnhof, das am 8. Mai eröffnet wird. (c) Maurice Hofmann/ The Fizz
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In den beiden nächsten Jahren werden in Wien gleich fünf neue Studentenheime eröffnet - von internationalen Betreibern für finanzstarke Studierende aus dem Ausland.

Wenn am 8. Mai das Fizz am Wiener Hauptbahnhof die Gleichenfeier begeht, dann sind 195 Studentenzimmer der Fertigstellung einen wesentlichen Schritt näher gekommen. Das Fizz ist eines von fünf Heimen, die derzeit in Wien gebaut werden. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie werden von gewinnorientierten Unternehmen aus dem Ausland betrieben und nach ihrer Fertigstellung Apartments der gehobenen (Preis-)Klasse anbieten. Voraussichtliche Mietkosten inklusive hauseigener Sauna, Fitnessraum und weiterer Goodies: bis zu 1300 Euro pro Monat.

Private Plätze verdoppelt

Dass kommerzielle Anbieter derart massiv um Studierende buhlen, ist neu in Wien. Bis vor wenigen Jahren teilten sich gemeinnützige Organisationen den Kuchen noch ungestört auf. Sie gibt es freilich auch jetzt noch: Wihast, Stuwo, Akademikerhilfe und andere bieten derzeit 15.855 – meist einfach mit Kochecke und Gemeinschaftsbad ausgestattete – Zimmer ab 235 Euro pro Monat an. Diese Zahl hat sich in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verändert. Seit mit dem Milestone nahe der Wirtschafts-Uni 2013 das erste kommerzielle Heim eröffnet wurde, ist die Zahl der privaten Heimplätze jedoch kontinuierlich gestiegen. Und nun geht es Schlag auf Schlag: In zwei Jahren, wenn mit dem DC Tower 3 des US-Investors Greystar das letzte der fünf derzeit in Bau befindlichen Häuser fertig ist, wird sich die Zahl der Zimmer in kommerziell betriebenen Studentenheimen auf rund 6500 beinahe verdoppelt haben.

Unleistbar ohne elterliche Unterstützung

„Dabei besteht jetzt schon ein Überangebot“, wundert sich Wihast-Geschäftsführer Martin Strobl über dieses Engagement. Zwar kommt in der Bundeshauptstadt mit ihren knapp 200.000 Studierenden nur ein Heimplatz auf elf Inskribierte, „aber das entspricht in etwa dem Anteil jener, die tatsächlich Wohnbedarf in Heimen haben“. Dass diese Heimplatzquote international „im unteren Bereich liegt“, wie eine aktuelle Studie von Otto Immobilien vermeldet, sei zwar korrekt, aber keineswegs beklagenswert. Stuwo-Geschäftsführer Florian Huemer wird noch deutlicher: „Studierende, die weder unterstützende Eltern noch Einkommen jenseits der 1000 Euro pro Monat haben, werden sich die hohen Mieten der kommerziellen Anbieter nicht leisten können. Da werden die ausländischen Betreiber, die vielleicht falsche Vorstellungen von den Verhältnissen in Wien haben, Lehrgeld zahlen und mit den Preisen herunterfahren müssen.“

Wartelisten Vergangenheit

Vorläufig seien Milestone und Co. keine Konkurrenz für die Gemeinnützigen, sagt Martin Denner, als Research-Leiter bei Otto Immobilien federführend bei der Erstellung der Studie: „Die gemeinnützigen Heime wenden sich vorwiegend an einheimische Studierende, die kommerziellen eher an jene aus dem Ausland, die hohe Standards aus anderen Metropolen gewohnt sind.“

Die Geschäftsführer von Wihast und Stuwo bestätigen: Die berüchtigten Wartelisten gehören zwar längst der Vergangenheit an, ihre Heime seien aber nach wie vor fast durchgehend voll belegt. „Wenn die privaten Anbieter aber tatsächlich ihre Preise senken, dann könnten sie zur Konkurrenz werden“, befürchtet Huemer. Dafür sieht Milestone-CEO Gary Clarke allerdings keinen Grund: „Verglichen mit dem freien Wohnungsmarkt sind die Mieten bei uns, mit all den Services, für Studierende sehr attraktiv. Unsere beiden bestehenden Wiener Häuser sind sehr gefragt.“ Das Premiumsegment werde von den Gemeinnützigen nicht bedient, hier bestehe in Wien noch Bedarf, sagt Clarke.

Potenzial in Wien

Das Fizz wird von der in Deutschland ansässigen International Campus GmbH betrieben. Deren Pressesprecher Benjamin Röber-Rathay ist ebenfalls überzeugt, dass in Wien „für das richtige Konzept noch Potenzial vorhanden“ ist. Dieses Konzept fasst die Zielgruppe recht weit, womit auch die Frage der hohen Mieten relativiert wird: „Studierende sind im Sinne des lebenslangen Lernens alle Menschen in Lernphasen, zum Beispiel auch während berufsbegleitender Lehrgänge“, meint Röber-Rathay. Ähnlich die Ausrichtung der Upartments, die in einen der drei Triiiple-Türme einziehen und im kommenden Jahr eröffnet werden sollen. Man werde „ein Zuhause für Studierende und junge Berufstätige“ bieten, heißt es seitens des Betreibers, der luxemburgischen Corestate Capital Holding.

Gestiegene Ansprüche

Dass die privaten Anbieter ihre Anlagen teilweise mit Designerbad, Security-Einrichtungen und Reinigungsservice versehen und WLAN selbstverständlich ist, hat mittlerweile auch einige Gemeinnützige zum „Nachrüsten“ veranlasst. „Die Ansprüche der Studierenden sind mit der Verfügbarkeit der Angebote gestiegen“, weiß Röber-Rathay. Die Gemeinschaftsküche hat dennoch nicht ausgedient. „Sie ist wichtig als Ort der Begegnung, denn Studierende wollen keine Anonymität. Der Heimcommunity-Faktor ist nach wie vor sehr wichtig“, betont Huemer. Privatsphäre werde aber sehr wohl geschätzt: „Doppel- oder gar Mehrfachzimmer, früher Standard, gibt es nicht mehr. Sie wären heute unvermietbar.“

OBJEKTE IN BAU

Der DC Tower 3 von Greystar (USA) ist mit 830 Apartments der Gigant unter den sechs derzeit in Bau befindlichen Wiener Studierendenheimen, knapp gefolgt vom Student Hotel, betrieben vom gleichnamigen niederländischen Unternehmen mit 820 Zimmern. Platz für 670 Studierende werden die Upartments im Triiiple bieten (Betreiber: Corestate aus Luxemburg). 380 Mikro-Apartments sind in St. Marx geplant, wo iLive aus Deutschland baut. Im beim Hauptbahnhof gelegenen Fizz der deutschen International Campus GmbH sind 195 Apartments im Entstehen.

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