Auch ein schneller Rücken kann entzücken

Mit Stolz: „Fastback“-Schriftzug am Heck des sehr schnellen Hyundai i30 N.
Mit Stolz: „Fastback“-Schriftzug am Heck des sehr schnellen Hyundai i30 N.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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BMW M lässt grüßen: Mit dem i30 N Fastback führt uns Hyundai auf sportliches Terrain – mit viel Leistung für kompaktes Geld.

Fastback – das klingt prickelnder als Fließheck, meint aber das Gleiche. Der fließende Abgang, sinnvollerweise in Verbindung mit Heckklappe, reicht auch weit in die Automobilgeschichte zurück, prominent gemacht hat ihn etwa der Mustang in den Sixties.

Der fesche Ford war freilich ein Coupé, ein Zweitürer, während Hyundais Fastback von einem viertürigen Kompakten abgeleitet ist, dem i30. Die 4,45 Meter lange Fastback-Karosserievariante ist wesentlich hübscher anzusehen als eine banale Limousine, die sich Hyundai damit auch spart. Vom Nutzwert liegt der Fastback schön in der Mitte zwischen kompakt (4,34 Meter) und Kombi (4,58 Meter). Vom Radstand her sind alle Varianten gleich: 2,65 Meter.

So weit zum hinteren Teil des Autos. Denn während der Hyundai i30 Fastback es bei maximal 140 PS Leistung belässt, ist bei unserem Exemplar der Motorraum dichter gefüllt. Statt des 1,4-Liter-Vierzylinders haust hier ein Zwei-Liter-Turbo mit 275 PS. Den Unterschied macht ein Buchstabe: N.

Die Front wurde mit Ecken versehen
Die Front wurde mit Ecken versehenDie Presse, Clemens Fabry

N steht für die sportliche Linie des Hauses, und wer sich da an das klingende M von BMW erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch: Hyundai hat sich bei den Bayern den technischen Leiter der gewiss vollgasfesten M-Abteilung gekrallt, und der hinterlässt nun bei den Koreanern seine Spuren.

Erst einmal aufwärmen

So wird das Drehzahllimit nach dem Kaltstart mit Leuchtdioden am Tourenzähler angezeigt, man sieht unmissverständlich, dass mit kalter Maschine nicht über 5100 Touren gedreht werden darf (was dem geneigten Benzinbruder ohnehin nicht einfallen würde). Sukzessive erlöschen die Lämpchen, bis der ganze Bogen bis knapp 7000/min freigegeben ist. Eine nette Inszenierung des Themas Hochleistung.

Obligatorische rote Nähte zieren das Cockpit
Obligatorische rote Nähte zieren das CockpitDie Presse, Clemens Fabry

Und es geht weiter: Zwei große Wipptasten auf dem Lenkrad alarmieren bei Betätigung die Systeme von Motorsteuerung, ESP, Lenkung über LSD-Differenzial und Auspuff bis Dämpfer. Mit der linken Taste lassen sich die fix hinterlegten Einstellungen Eco, Normal und Sport abrufen, die rechte Taste aktiviert den Individualmodus, den man über ein Set-up hinterlegen kann. Das folgt exakt dem Muster der M-Fahrzeuge von BMW und ist überaus sinnvoll. Zum Beispiel, wenn man ein scharfes Ansprechen der Motorsteuerung, eine strengere Lenkung und ein kurvenfreudiges vorderes Differenzial haben möchte, nicht aber den künstlich eingespielten Motorsound und das gar straffe Fahrwerk, das die adaptiven Dämpfer herbeiführen können. Für dieses muss die Straße fast schon rennstreckenmäßig beschaffen sein, was sie in der Realität nur selten ist. Und der Krawall aus der zweiflutigen Auspuffanlage ist ausreichend für ein stimmungsvolles akustisches Feedback.

Der Motor selbst liegt mit 275 PS in Performance-Variante nicht im Spitzenfeld der aufgeladenen Zweiliter, die treiben es heute ja bis an die 400 PS, doch im Charakter offenbart sich eine richtig zornige Maschine, die ihre 353 Newtonmeter auf Nachfrage ab 2000 Touren auswirft, gerade so, dass die Vorderachse damit noch zurechtkommt. Das Differenzial mit limitiertem Schlupf (LSD) vermag die Drehmoment- und Leistungsspitzen im Sportmodus brauchbar zu glätten, sodass die ganze Power gut auch durch enge Kurven gebracht werden kann.

Abgestempelt, in Erinnerung an alte amerikanische Musclecars
Abgestempelt, in Erinnerung an alte amerikanische MusclecarsDie Presse, Clemens Fabry

Mit einem Leergewicht von knapp 1500 kg liegt der Fastback ein paar wenige Kilogramm unter dem regulären i30, er fühlt sich auch kaum weniger einsatzfreudig an. Das manuelle Getriebe stellt mit automatischem Zwischengas beim Runterschalten den Anschluss her; verblüffend, wie hart man das Auto bewegen kann, ohne dass es im kommoden Alltagsbetrieb lästig fiele. Vollgaskompetenz, jede Menge Ausstattung und einige N-Gadgets: Die 41.490 Euro (Performance) sind ein sportlich-faires Angebot.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2019)

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