Landen Aktien künftig auf der Blockchain?

Symbolbild Bitcoin.
Symbolbild Bitcoin. (c) REUERS (Mike Segar)
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Das Unternehmen Blockpit begibt einen Genussschein auf der Blockchain. Das ist neu in Österreich.

Wien. Mit Kryptowährungen haben sich viele Investoren die Finger verbrannt, als nach dem Hype 2017 das böse Erwachen 2018 folgte und die Kurse von Bitcoin, Ethereum & Co. einbrachen. Auch ICOs (Initial Coin Offerings), bei denen Unternehmen eigene Kryptoassets auf den Markt bringen, verloren ihren Reiz, die Schwächen traten in den Vordergrund. Im Zuge von ICOs wurden meist „Utility Token“ begeben, also Gutscheine für ein Produkt, das erst entwickelt werden sollte.

Security Token sollen diese Schwächen nicht haben. Ein „Security Token“ ist ein digitaler Vermögenswert. Doch handelt es sich weder um ein Zahlungsmittel noch um eine Art Gutschein, sondern um ein Wertpapier.

Ein erster Security Token ist nun in Österreich erhältlich. Im konkreten Fall geht es um einen Genussschein des Linzer Unternehmens Blockpit, der eine Umsatzbeteiligung verspricht. Abwicklung und Ausschüttung erfolgen auf Ethereum-Wallets. Blockpit entwickelt Softwarelösungen für Inhaber von Kryptowährungen und deren Steuerberater, um etwa Herkunftsnachweise zur Verfügung zu stellen, wie Blockpit-Chef und Mitgründer Florian Wimmer erklärt. Nun holt sich sein Start-up Geld auf dem Kapitalmarkt. Fünf Millionen Euro will man durch die Emission eines „Security Token“ einnehmen, vorerst über eine Privatplatzierung.

Auch für KMU geeignet?

Die Emission wurde von der FMA geprüft. Diese habe bestätigt, dass es sich um ein Wertpapier handelt, dessen Genussrechte auf der Blockchain verbrieft sind, sagt Oliver Stauber, Partner bei Stadler Völkel Rechtsanwälte. Für Privatanleger hat das zur Folge, dass sie dem Sondersteuersatz von 27,5 Prozent unterliegen und nicht etwa wie bei Bitcoin Gewinne, die innerhalb eines Jahres anfallen, in der Einkommensteuererklärung angeben müssen, erklärt KPMG-Experte Michael Petritz.

Bei einem Security Token kann es sich aber auch um eine Beteiligung (ähnlich einer Aktie) oder eine Schuldverschreibung (ähnlich einer Anleihe) handeln. Prominente Beispiele für Security Token sind Aspen Digital, das 18 Millionen Dollar für Anteile an einem Luxusressort in Aspen aufgestellt hat, oder der Technologiefonds Andra Capital, der eine Milliarde Dollar im Auge hat. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Security Token künftig die klassische Aktie als Wertanlage ablösen, glauben die österreichischen Proponenten.

Das Unternehmen Conda, Technologiepartner von Blockpit, hat gestern das nach eigenen Angaben „weltweit erste rechtlich abgesicherte dezentrale Netzwerkprotokoll zur Durchführung von tokenisierten Security- und Equity-Offerings“ präsentiert. Start-ups und Klein- und Mittelbetriebe sollen so eine günstige Möglichkeit der Finanzierung erhalten, sagt Paul Pöltner von Conda. Doch auch für die Investoren soll es Vorteile geben. Sie sind nicht mehr auf Treuhänder angewiesen und können ihre Rechte (etwa Stimmrechte) direkt ausüben, stellt Christoph Kletzer von der Digital Asset Association Austria fest. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2019)

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