Arbeitnehmervertreter wollen die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank platzen lassen.
Wien. Der Zeitpunkt war perfekt gewählt: Just als gestern, Donnerstag, die Gerüchteküche überkochte, dass auf Betreiben der Arbeitnehmervertreter der Commerzbank die Gespräche über eine Fusion mit der Deutschen Bank platzen könnten, meinte der Chef der italienischen Großbank UniCredit, Jean-Pierre Mustier, Europa brauche größere Banken.
Auch wenn er meinte, grenzüberschreitende Fusionen seien extrem schwierig und sehr unwahrscheinlich: Mustier sorgte für neue Spekulationen, er könnte der lachende Dritte in dem Bankendeal werden. Vorige Woche wurde kolportiert, die UniCredit plane ein milliardenschweres Offert für die Commerzbank, sollten die Fusionsgespräche scheitern.
Zurück nach Deutschland: Commerzbank-Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hat alle Hände voll zu tun, den Deal zu verteidigen und Konzernchef Martin Zielke den Rücken zu stärken. „Gerüchte und Spekulationen zu personellen Veränderungen sind völlig aus der Luft gegriffen. Und ich halte sie für verantwortungslos und indiskutabel“, mailte Schmittmann an Reuters. Er reagierte damit auf Medienberichte, wonach Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat eine Sitzung des Gremiums fordern, bei der der sofortige Abbruch der Gespräche beschlossen und Zielke aus dem Amt gedrängt werden soll.
Gewerkschaften und Betriebsräte laufen seit Wochen Sturm gegen einen möglichen Zusammenschluss der beiden Banken, da sie den Verlust Zehntausender Arbeitsplätze befürchten. Schon Ende März hat der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank den sofortigen Abbruch der Verhandlungen gefordert. Bereits die Sondierungen schadeten der Commerzbank, der Vorstand stürze sich ohne einen erkennbaren Plan „in ein unbeherrschbares Abenteuer“, hieß es.
Detailliertes Konzept gefordert
Auch Vertreter der Kapitalseite im Aufsichtsrat seien nicht von einer Fusion mit der Deutschen Bank überzeugt, heißt es. Sie wollten erst ein detailliertes Konzept sehen. Das bedeute aber nicht eine grundsätzliche Ablehnung, sagten mit den Überlegungen im Kontrollgremium vertraute Personen. Um einen Beschluss im Aufsichtsrat zum Abbruch der Fusionsgespräche durchzusetzen, müssten die Arbeitnehmer geschlossen dafür stimmen und mindestens ein Kapitalvertreter mitstimmen.
Schmittmann verteidigte die Fusionsgespräche. „Der Vorstand muss die Option mit der Deutschen Bank prüfen. Das halte ich für richtig, und das ist seine Pflicht“, erklärte der Manager, der den Aufsichtsrat seit einem Jahr leitet und bis 2015 Risikovorstand der Commerzbank war. So oder so steigt der Druck auf Zielke und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, der sich mehr Zeit nehmen will. Spätestens am 26. April, bei Vorlage der Quartalszahlen, muss Sewing Farbe bekennen. (eid/ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2019)