3-D-Druck: Informatik und Werkstoffwissen gefragt

Klaus Morgenstern
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Industrie. Um diese Maschinen bedienen zu können, muss man in der Computer- und Werkstoffwelt zu Hause sein: 3-D-Drucker werden in nächster Zeit viel zu tun haben. Pulverproduzenten, die den Rohstoff liefern, ebenfalls.

Wer an Metallproduktion denkt, hat meist Bilder von Hochöfen samt glühendem Metall, Pressen und Stanzmaschinen vor Augen. Ölverschmiert, heiß, laut. Das zählt nach wie vor zum Alltag in der Metallindustrie.

Zum Alltag gehören mittlerweile aber vor allem voll automatisierte, beinahe klinisch saubere Fertigungsstraßen genauso wie der 3-D-Druck oder additive Fertigung, wie die Experten dazu sagen. Feinstes Metallpulver wird dabei in steriler Umgebung zu Bauteilen verarbeitet. Die Körner des Pulvers, das beim Druck verwendet wird, sind zwischen 15 und 45 Mikrometer (Tausendstelmillimeter) groß – das ist weniger als halb so dick wie ein menschliches Haar.

3-D-Druck: Balletttruppe mit Wunderkerzen

Was sich in den Kühlschrank-großen Druckern abspielt, beschreiben die Techniker liebevoll, als würde eine Balletttruppe mit Wunderkerzen auf Sand tanzen: Tatsächlich wird das Werkstück mittels Laserschmelze erstellt, und man sieht die Funken sprühen, wenn Schicht um Schicht aufgetragen wird.

Hergestellt wird das Pulver unter anderem von der Voestalpine in Kapfenberg. Aufgebaut hat die dortige Pulverproduktion für den 3-D-Druck Stefan Wallner, die auch die vier Drucker der Voestalpine in Düsseldorf und weitere in Asien und Nordamerika beliefert. Um derartige Geräte bedienen zu können, brauche es Menschen, die sich in zwei Welten zurechtfinden, sagt der promovierte Metallurge: in der Informatik und in den Werkstoffwissenschaften, denn die Umgebungseinflüsse entscheiden über die Qualität der Werkstücke, die in der Luftfahrt, in der Öl- und Gasindustrie, im Sondermaschinenbau, in der Medizintechnik und in der Automobilindustrie mittlerweile besonders stark nachgefragt sind.

Es sei nicht leicht, gute Leute zu finden, für seinen Standort aber schaffe er es, Stellen „in angemessener Zeit“ zu besetzen – oft mit HTL-Absolventen oder ausgelernten Schmelzern und Hüttentechnikern aus der hauseigenen Lehrlingsausbildung.

Wobei die Nachfrage nach Fachkräften in der Industrie gerade in diesen hochdigitalisierten Bereichen weiter steigen wird. Die Marktforscher von IDC prognostizieren einen Umsatzanstieg bei der additiven Fertigung von 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf knapp 40 Milliarden Euro im Jahr 2020. Kein Wunder, dass Ausbildungen u. a. für 3-D-Druck-Experten stark gefragt sind. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2019)

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