EU-Wahl: Nigel Farage wettet auf Sieg

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Der britische EU-Gegner will die Europawahl zum Schlag gegen die Regierung nutzen. Derzeit aber würde die oppositionelle Labour klar gewinnen.

London/Wien. Er will es noch einmal wissen und steigt wieder in den Ring für die britische Europawahl. Nach der Verzögerung des EU-Austritts hofft Nigel Farage, der am Freitag seine neue Brexit Party vorstellte, auf einen Siegeszug bei der für 23. Mai vorbereiteten Wahl in Großbritannien. Der deklarierte EU-Gegner will den von der Regierung versprochenen EU-Austritt einfordern und wettet 1000 Pfund darauf, dass die Nachfolgepartei von Ukip erneut Platz eins erringen wird. 1000 Pfund entsprechen 1158 Euro und damit freilich nur einem Bruchteil seines Gehalts, das Farage monatlich als EU-Abgeordneter bezieht. Zur Verstärkung hat sich der ehemalige Rohstoffhändler Annunziata Rees-Mogg in sein Team geholt. Sie ist die Schwester von Jacob Rees-Mogg, dem schärfsten EU-Gegner bei den Tories.

Premierministerin Theresa May hofft zwar noch immer, dass Großbritannien rechtzeitig vor der Wahl den Austrittsvertrag ratifiziert und die EU verlassen kann. Sollte das nicht gelingen, dürfte der Brexit die Wahlkampagnen aller Parteien dominieren. Aktuell suchen die meisten Parteien aber noch Kandidaten. Neben der Farage-Partei hat sich auch die Independent Group, eine Abspaltung von Tories und Labour, entschlossen, eine eigene Liste aufzustellen. Sie wird von der ehemaligen Tory-Abgeordneten Heidi Allen angeführt und tritt im Gegensatz zu Farage für ein neuerliches Referendum und einen Verbleib in der EU ein.

London könnte sich einige Millionen Pfund ersparen

Umfragen zufolge hat Labour die besten Chancen auf einen Sieg. Laut der zu Politico gehörenden Analyseplattform Poll of Polls kämen die Sozialdemokraten aktuell auf 34 Prozent der Stimmen. Die Konservativen würden nur 24 Prozent erreichen. Einen leichten Aufwärtstrend gibt es für die EU-freundlichen Liberalen (9 %) und für die Grünen (5 %). Für die Brexit Party prognostiziert Poll of Polls derzeit zehn Prozent der Stimmen. Bei den vergangenen Europawahlen erhielt Ukip 27 Prozent.

Gelingt Premierministerin May doch noch ein Durchbruch für den geordneten Brexit, würde sie nicht nur ihrer Partei eine erwartbare Wahlschlappe ersparen, sondern auch dem Staat einige Millionen Pfund. Die letzte Europawahl 2014 kostete Großbritannien insgesamt 108,7 Millionen Pfund (125,3 Mio. Euro).(ag./wb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2019)

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